Bilder
Samstag, 3.6.2000
Tomas (BMI 26,1), Mirko
(BMI 33,6) und ich (Steffen BMI 23,2) treffen uns gegen 10 Uhr im Anwesen des
Gartenfreundes Plichta. Bürger Schmidtke muß der diesjährigen Veranstaltung leider aus
familiären Gründen fernbleiben. Die Rucksäcke wiegen im Moment je etwa 14 kg,
allerdings fehlen noch die Lebensmittel. 11 Uhr geht es mit dem Auto In Richtung Prag –
diesmal mit Vignette . Die Fahrt verläuft in entspannter Atmosphäre. Die Abgründe sind
immer noch dieselben (siehe Reisebericht letztes Jahr).
Wir geben unser Gepäck auf dem
Prager Hauptbahnhof ab und fahren weiter zu Jana. Unser Auto bleibt in der Garage stehen
und nach Kaffee und Erdbeertorte geht's mit der U-Bahn in das Stadtzentrum. Nach
Sehenswürdigkeiten ist uns diesmal nicht, also begeben wir uns in eine sehr schöne
Prager Gaststätte (Name hab ich vergessen). Das Essen war lecker und die Preise dürften
so bei etwa 50% vergleichbarer ostdeutscher Gaststätten liegen. Wir kaufen noch
Kleinigkeiten und fahren mit dem Nachtzug nach Poprad. Einige Stunden (und einige Biere)
später überqueren wir die tschechisch-slowakische Grenze (4 mal Reisepaß vorzeigen!).
Schon in dieser ersten Nacht wird uns klar, daß wir die Tour ohne das mitgeführte
Ohropax keinesfalls überleben können – Mirko schnarcht bestialisch.
Sonntag, 4.6.2000
Gegen 7 Uhr kommen wir in Poprad an. Tomas sieht
nicht gut aus (9 Biere [8 A.d.R.]). Mirko sieht besser aus als er
eigentlich aussehen müßte (17 Biere [10 A.d.R.]). Ich sehe besser aus
als letztes Jahr um diese Zeit ausgesehen habe (4 Biere). Also schleppen wir uns in die
Bahnhofsgaststätte. Hier ist die Zeit vor 20 Jahren stehen geblieben. Tomas und ich essen
etwas Undefinierbares (soll Hackfleisch mit Käse sein, ist aber wahrscheinlich nur
Brötchen). Mirko muß unbedingt szegediner Gulasch essen (Weißbrotscheiben ohne Rand in
dünner Soße mit Sauerkraut und ein Stück Fett darin - angeblich lecker). Jedenfalls
wird das Essen Mirko bei seiner abendlichen Darmreinigung behilflich sein.
Wir kaufen Nahrungsmittel ein.
Jeder muß drei Liter Wasser und drei Büchsen Bazant tragen. Die Rucksäcke dürften jetzt
etwa 19 kg wiegen. Das ist aber immer noch wesentlich leichter als letztes Jahr. Da wahren
es wohl an die 23 kg.
Wir haben noch keine detaillierte
Karte vom östlichen Teil der Niederen Tatra. Unser Material liegt im Auto und hier
scheint wohl die Niedere Tatra touristisch keine Rolle mehr zu spielen – es gibt keine
Karten. Ohne zu wissen wo die Quellen und Schutzhütten liegen, können wir aber nicht
ernsthaft losziehen. Wir fahren dann aber doch mit dem Bus, an den Ausläufen des
Slowakischen Paradieses vorbei, nach Puste Pole. Wir stehen ziemlich orientierungslos da
– weil ohne Karte.
Ein Hotel mit Gaststätte ist ausgeschildert – nur
wenige hundert Meter. Mit Aussicht auf ein kühles Bazant, auf leckeres Mittagessen und
eine Wanderkarte folgen wir dem Hinweisschild. Das kleine Hotel liegt mitten im Wald und
sieht von weitem ziemlich verlassen aus. Dennoch geht die Tür auf und eine freundliche
Kellnerin bietet uns einen Tisch an. Unsere Erwartungen werden voll erfüllt. Wir essen,
trinken mehrere Bazant und bekommen sogar unsere Karte – alles zusammen wohl etwa 25 DM.
Ich nehme mir vor, hier mal mit Familie herzufahren. Das Zimmer kostet 30 DM.
Jetzt geht’s aber los. Mehr als
1000 m Höhenunterschied bis zum Gipfel des Kralova Hola (1946 m) müssen überwunden
werden. Das Thermometer am Hotel zeigt 28 Grad im Schatten. Eine schmale geteerte Straße
markiert den Beginn der Wanderung. Wir verlassen die Straße und gehen der Markierung
nach. Die Straße ist wahrscheinlich der Zufahrtsweg für die Sendeeinrichtung auf dem
Gipfel. Schon nach kurzer Zeit ist mir klar, daß wir den Gipfel heute nicht mehr schaffen
werden. Die Hitze ist mörderisch und der Rucksack (Watzmann 65 DL – Fehlkauf, laßt die
Finger davon) foltert unbarmherzig meine Schultern. Wir machen mehrere kleine Pausen.
Schwärme von Fliegen überfallen uns. Für die muß unser Schweiß etwa so was sein, wie
für uns Bazant. Wir kommen durch herrliche Gebirgswälder und völlig unberührte Natur.
Der Wald bekommt deutlich Urwaldcharakter. Sieht nicht so aus, als ob hier jemand
Forstwirtschaft betreibt. Felsige Formationen mit kleinen Höhlen bieten idealen
Unterschlupf für Braunbären. Wir laufen entlang eines lärmenden Gebirgsbaches und
kommen bald auf eine Lichtung.
Das schmale Tal wird hier von hohen Felsen eingerahmt. Der
Bach ist an seinen Ufern üppig mit blühenden Sumpfdotterblumen bewachsen. Es ist 18 Uhr,
wir haben etwa 500 m Höhenunterschied geschafft und beschließen hier zu übernachten.
Die Landschaft ist traumhaft. Tomas sieht jetzt wieder besser aus, Mirko dafür aber
schlechter. Tomas zeichnet. Mirko verschwindet mehrmals mit der Klopapierrolle im Wald.
Die Sonne ist jetzt bereits hinter den Felsen verschwunden und es wird duster im Wald. Ich
gehe los um eine Hütte zu suchen, die laut Karte höchstens zweihundert Meter entfernt
auf der anderen Seite des Baches liegen müßte. Möglicherweise kann man ja dort
schlafen. Kaum bin ich allein, frage ich mich was ich wohl tue, wenn jetzt ein Bär
Appetit auf mich hat. Also kehre ich lieber um (Angst). Später ziehen wir noch mal
gemeinsam los um die Hütte zu suchen – wir finden sie nicht. Wir bauen unser Zelt am
Bach auf. Lange bleiben wir nicht mehr auf, wir sind ziemlich fertig. Kaum das wir im
Schlafsack liegen, setzt keine hundert Meter vom Zelt entfernt ein fürchterliches und
mehrstimmiges Geheul ein. Tomas spricht aus was alle denken – Wölfe! Was mach ich heute
Nacht wenn ich pinkeln muß?
Wir kramen unser Wissen über
Wölfe hervor und kommen zu dem Schluß, das die wohl nicht gefährlich werden – vor
allem nicht um diese Jahreszeit. Dennoch geht jetzt mit mir die Phantasie durch und mir
gehen diverse Wehrwolffilme durch den Kopf. Tomas und ich stecken uns Ohropax ins Ohr. Das
hilft. Mirko tröstet sich damit, daß er in der Mitte liegt. Ich muß natürlich gegen 2
Uhr pinkeln und gehe raus (heldenhaft).
Montag, 5.6.2000
Wir brechen zeitig auf. Entlang
eines Wasserfalls geht es steil aus dem Tal heraus. Bald haben wir die Waldgrenze hinter
uns gelassen. Wir laufen jetzt über herrliche Bergwiesen, üppig mit Edelweiß, Enzian
und Butterblumen bewachsen. Die Aussicht ist jetzt schon grandios. Der Anstieg ist mäßig
aber die Sonne brennt unbarmherzig. Gegen Mittag erreichen wir den Gipfel des Kralova
Hola. Im Norden und zum Greifen nahe liegt das Massiv der Hohen Tatra. Die Gipfel sind
noch mit Schnee bedeckt. Vor uns liegt der gesamte Kamm der östlichen Niederen Tatra. In
der Ferne sind sogar Dumbier und Chopok zu erkennen. Auf einem Bergsattel machen wir Mittag (Vollkornbrot und
Büchsenwurst). Wir schlafen im trockenen Gras – herrlich. Es geht weiter über Wiesen
und Geröllfelder. Am späten Nachmittag erreichen wir Andrejcova. Hier soll eine
Schutzhütte mit Quelle liegen – finden wir auch. Wir teilen uns die Hütte mit drei
Tschechen (um die 50, erfahrene Wanderburschen). Abends suchen uns die berühmten
Wadenbeißer heim (ist aber kein Verglich zum letzten Jahr.). Wir stinken bestimmt schon
wie die Schweine und nehmen uns daher für den nächsten Morgen eine Ganzkörperwäsche an
der Quelle vor. Wir trinken jeder ein Bazant, welches wir vorher an der Quelle gekühlt
haben – welch ein Hochgenuß.
Mirko muß die Hütte gegen 3 Uhr
verlassen. Unserer Mitbewohner (und Tomas trotz Ohropax) können nicht schlafen. Mirko
schläft draußen im Gras.
Dienstag, 6.6.2000
Eine Ganzkörperwäsche an einer etwa fünf Grad
kalten Quelle inmitten eines herrlichen Bergpanoramas ist schon ein besonderes Erlebnis.
Ich habe mich noch nie so sauber gefühlt. Wir brechen spät auf, die Tschechen sind
längst weg. Der Himmel bewölkt sich langsam. Nach etwa einer Stunde müssen wir am Velka
Vapenica von 1550 auf etwa 1700 Meter rauf. Fernes Donnergrollen läßt uns anhalten. Dann
sehen wir auch schon wie es schwarz heranzieht. Wir beschließen zunächst nicht
weiterzugehen, da sich am Hang keinerlei Schutzmöglichkeiten bieten.
Tomas mahnt zur Eile und rennt einige Meter nach unten,
Richtung Wald. Dort spannt er die Zeltplane zwischen Fichten auf. Kaum ist er damit fertig
geht's auch schon los. Wir kommen gerade noch so ins Trockene. Eigentlich sind wir noch zu
weit oben. Wir zählen die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Verschiedene Theorien über
die Wahrscheinlichkeit und Folgen von Blitzeinschlägen mache die Runde. Tomas hilft sich
mit Ohropax. Die Hoffnung auf ein kurzes Gewitter erfüllt sich nicht. Es dauert Stunden.
Langsam wird es kalt. Wir ziehen Müllsäcke über die Füße – das hilft etwas. Gegen
18 Uhr hört es auf. Wir sind nun mittlerweile doch ziemlich feucht. Tomas hat völlig
durchnäßte Schuhe.
Hier gibt es keine Gelegenheit zum Zelten – wir
müssen unbedingt weiter. In der Ferne und im Tal sieht es jetzt nicht mehr schwarz aus.
Wir beschließen doch noch über den Velka Vapenica zu gehen und die etwa zwei Stunden
entfernten Hütten am Kolesarova zu suchen. Gerade als wir aufbrechen wollen wird es
wieder schwarz. Wir laufen hastig die blaue Markierung talwärts in Richtung Helpa. Laut
Karte müßte bereits nach zwei Kilometern eine Hütte kommen. Wir finden die Hütte
nicht. Eine Wolke kriecht gespenstisch den Weg herauf, gefolgt von peitschendem Regen.
Schnell bauen wir unser Zelt auf. Das nächste Gewitter ist da. Wir trinken unser letztes
Bazant.
Mittwoch, 7.6.2000
Es ist kalt. Wir umgehen den
Velka Vapenica auf Verdacht und treffen nach etwa einer Stunde am Sedlo Priehyba wieder
auf den Kammweg – welch ein Glück.
Ein beschwerlicher Anstieg (etwa 300 Höhenmeter) folgt. Am
Kolesarova sind wir wieder oberhalb der Baumgrenze. Von den drei Hütten keine Spur. Das
hätte uns also am Vortag nichts genützt. Der Wind peitscht eiskalte Wolkenfetzen über
den Kamm. Die Sichtweite beträgt jetzt etwa 30 Meter. Wir machen Mittag zwischen
Latschenkiefern (Tütensuppe – lecker). Tomas versucht so zu rülpsen wie Rene - allein
es gelingt ihm nicht. Wir gedenken kurz Rene und laufen weiter. Am Homolka wird Mirko
wegen der Kälte zur gnadenlosen Wandermaschine (so wie letztes Jahr als er dringend sch.
mußte) – es geht prima voran.
Am Abend sind wir in der Nähe von Ramza. Dort
müßte eine Hütte sein. Wir verlaufen uns und verlieren mindestens eine Stunde. Dann
finden wir die Hütte. Ein wunderschönes Holzhäuschen mit Lagerfeuerplatz und Plumpsklo
– welch ein Luxus. Wir trockenen unsere Sachen am Feuer, trinken Grog und sind
glücklich. Heute haben wir richtig Meter gemacht. Nachts ist es eisig kalt. Mirko geht
nachts bei nahezu 0 Grad aufs Plumpsklo (heldenhaft).
Donnerstag, 8.6.2000
Wir gehen noch etwa zwei Stunden den Kammweg und steigen dann
am Bacusske Sedlo in Richtung Vysna Boca ins Tal hinab. Wir kommen direkt am Hotel Barbora
heraus, genau dort, wo schon letztes Jahr unsere Wanderung endete. Da überkommt uns schon
fast so ein "zu-Hause-Gefühl". Wir essen fürstlich Mittag (wieder so 25 DM
alles zusammen) und checken ein. Es kostet immer noch 12 DM pro Nacht. Ich dusche und
schlafe mindestens zwei Stunden. Am späten Nachmittag machen wir noch einen Dorfrundgang.
Wir essen wieder reichlich - Mirko und Tomas machen sich schon Sorgen wegen der Kilos -
und versumpfen anschließend in der Hotelbar (Das Bier kostet hier immer noch 80 Pfennige
– es ist fast wie im Schlaraffenland.).
Freitag, 9.6.2000
Frühstück mit Schinken und Ei. Ich glaube jetzt sind
Mirko´s abgewanderte Kilos endgültig wieder futsch. Wir sind die einzigen Gäste –
wovon leben die hier eigentlich? Wir fahren mit dem Bus nach Liptovsky Mikulas. Dort
besorgen wir uns Schlafwagenkarten nach Prag (Abends 23:21 Uhr, 33 DM pro Person, hätte
in Deutschland wahrscheinlich 330 DM gekostet) und überlassen unser Gepäck dem
Gepäckautomaten.
Wir fahren mit dem Bus in Richtung Chopok und
besichtigen dort eine Eishöhle – sehr schön. Nachmittages gibt’s ein Kulturprogramm
auf dem Rathausplatz – Tomas hat uns rechtzeitig gewarnt, wir sind einige Schritte
zurückzutreten, sonst hätten wir mit tanzen müssen. Wir essen in der gleichen
Gaststätte wie letztes Jahr und versumpfen anschließend im gleichen Biergarten wie
letztes Jahr.
Samstag, 10.6.2000
Nach einer fürchterlichen Nacht
im Schlafwagen (eigenes Waschbecken!) kommen wir gegen 7 Uhr in Prag an. Wir essen
Frühstück auf der Bank (wie die Penner) und fahren dann mit der Straßenbahn zu Jana.
Anstatt jetzt den Heimweg
anzutreten müssen wir unbedingt noch in so eine Art Prager "Allkauf" [TESCO A.d.R.], damit Mirko und Tomas ihren
Wochenendeinkauf machen können. Ich bin Fassungslos. Da rennen die beiden Schwerverdiener
zwei Stunden in diesem abartigen Gewühle Rum, füllen zwei riesige Einkaufskörbe mit
minderwertigen Lebensmitteln und freuen sich am Ende noch, daß sie 20 Mark [50 %
A.d.R.] bei dieser Aktion gespart haben! Tomas rennt drei mal das Regal auf und ab
um mehrmals die billigen Würstchen im Waagen durch noch billigere auszutauschen. Na
jedenfalls hat das dann doch ein Ende und wir können die Heimfahrt beginnen. Ich sitze
hinten, eingezwängt von diesem ganzen Müll. Wir können froh sein, daß uns der Zoll
nicht auseinander nimmt. Elende Umleitung um Marienberg, Beinahe-Unfall und dann ist's
geschafft.

Insgesamt kann die Veranstaltung
als sehr gelungen bezeichnet werden. Vor allem Mirko hat sich auch dank Hi-Tech-Schuhen
(Dank an Meindl) und Hi-Peak-Rucksack
sehr gut gehalten. Mein rechtes Knie hat dank Bandage diesmal auch hervorragend
mitgemacht.
Autor: Steffen Franke
BMI WHO-Klassifizierung
(BMI = Body-Mass-Index)
- 18,5 bis 24,9 Normalgewicht
- 25,0 bis 29,9 Übergewicht Risiko
Diabetes x2, Bluthochdruck leicht erhöht
- 30,0 bis 34,9 Fettleibigkeit Grad
1, Risiko Schlaganfall x2, Diabetes x20, Herzinfarkt x3, Herzerkrankung x2
|