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23.06.2007 –
30.06.2007
Teilnehmer:
Mirko Tomczak
Tomas Plichta
Maik Lippmann
Gerd Karaffiat
Maik Staude
Olaf Braun
Ein Tag im
Februar…
Es läuft <<Bar Lounge
Classics>>, die Feng Shui Kerze verbreitet ihr
stimmungsvolles Licht, der Rotwein hat mich bereit gemacht, die
Zeitreise zu beginnen.
Langsam schwindet die Gegenwart und ich komme
wieder ins Jahr 2007, Juni…
Mails, Mails, Mails,… alles soll dieses Mal perfekt
laufen. Ich mag keine Spontanitäten, jedenfalls nicht bei der
Vorbereitung. Die Niedere Tatra hat schon mehrfach zum Bezwingen
gerufen, ich höre diese Rufe von Tag zu Tag lauter werden. Ich will,
nein ich muss vorbereitet sein. Was ist zu tun? Routenplanung! Ost nach
West? Oder vice versa? Das Internet kann helfen. Zahlreiche
Tourbeschreibungen gilt es zu lesen, das Höhenprofil der Tagesetappen
mit den vermuteten Leistungsfähigkeiten der Teilnehmer abzugleichen.
Teilnehmer…??
… ich bin ehrlich… ICH bin der Maßstab! Das klingt
egoistisch, nicht wahr? Aber dazu stehe ich. Mein Standardleben läuft
weitestgehend virtuell. Die Verwendung meines Körpers beschränkt sich
weitestgehend auf die Verwendung von Kopf, Leber und Fingern. Wobei ich
das Zweite mehr in den Nachtstunden abfordere. Die TOUR ist da ganz
anders. Der ganze Körper ist gefordert mit dem Geist eins zu werden.
Stärke und Härte sind gefragt. Adrenalin hilft dieses Gefühl zu
erzielen über den Dingen zu schweben, sich zu erheben, um Abstand zu
gewinnen vor den Plagen der Gewöhnlichkeit. Ich bin eine Maschine,
darauf programmiert und motiviert alle Wünsche, die mich von anderen
erreichen, schnellstens, freundlich und kompetent umzusetzen. Doch
nicht auf der TOUR! Da geht es nur um mich, um meinen Frieden. Das ist
meine Tankstelle, an der ich das gute Super wieder einfülle, um das
nächste Jahr wieder zu funktionieren. …
Tomas hat gewonnen!
Der größte Höhenunterschied ist um Králova Hola zu
bewältigen, das ist besser nach oben am Anfang zu schaffen, als runter
am Ende! Da ich gern weiß, wo ich mich befinde, bastel ich mir noch
eine Spezial-Wanderkarte der Tour. Online Karten des Napant http://www.napant.sk
helfen dabei. Dieser Teil wäre erledigt. Das nächste Thema, welches
mich immer wieder beschäftigt ist das Wetter. Auch hier hilft das
Internet mit Prognosen, Mutmaßungen und Behauptungen, die sich täglich
ändern. Regen macht beim Wandern keinen Spaß, Schneeregen ist einfach
nur tödlich! Nicht das ich daran etwas ändern könnte…
…doch ICH kann! Schon oft hat mir das Leben
gezeigt, daß ich in der Lage bin, Situationen positiv für mich zu
beeinflussen. Umso mehr, da ich weiß, das mich Steffen dabei
unterstützt. Er sitzt direkt an der Quelle der Kraft, die das Leben so
laufen lässt wie es läuft. Einige Male schon war ich verzweifelt in
meinem Maschinenleben. Die Zweifel eine Entscheidung oder öfters, KEINE
Entscheidung getroffen zu haben, ließen mich schlecht schlafen und noch
mehr in die Maschinenwelt hereinrutschen. Gefühle weg! Und Programm
durchführen! Doch hat sich bis jetzt, nach etwas zeitlichem Abstand,
jedes Mal gezeigt, daß die Entscheidungen oder das
Nicht-Entscheiden-Wollen, richtig gewesen sind. Nicht immer ideal, aber
richtig! Wie läuft eigentlich eine Entscheidungsfindung? Beschaffung
aller zugreifbaren Fakten, Bewertung und Gewichtung dieser und dann
Entscheidung. Mein Problem dabei, ich tue das meist mit Widerwillen und
möchte das ums Verrecken Willen nicht wiederholen. Das heißt dann
zumeist, daß eine einmal getroffene Entscheidung nicht mehr hinterfragt
und verifiziert wird. Reichen die Fakten nicht aus, gibt's eben keine
Entscheidung, basta! Das wird dann aus dem gleichen Widerwillen auch
nicht mehr hinterfragt.
Da der Startpunkt nun geklärt ist, läuft die
Maschine wieder… Zug, U- und Straßenbahn, Bus, alle Fahrpläne sind
online zugreifbar und vervollkommnen den Plan. Ein weiteres
Vorbereitungsthema, teils panisch, teils amüsiert behandelt, ist der
BÄR! Ja, der Bär, alles könnte so schön sein, Natur, Wir, Berg und
Pils. … und da drängt sich der Zottelige wieder in unsere Gedanken.
Glaube ich an Gott? Den einen mit den vielen Namen,
den man nicht darstellen darf? Nein, ich meine jeder hat seinen Gott in
den Synapsen seines Gehirns eingetreten, wie Spuren im Schnee, die die
sinnvollsten Wege erkennbar werden lassen. Ich nenne meinen Gott „das
Universum“. Alles strebt nach Ausgeglichenheit! In jedem System, das
man sich zur Betrachtung heranzieht! Schwarz und Weiß, Licht und
Schatten, Yin und Yang. Auch in meinem System möchte ich mir dessen
bewußt sein. Zu viel erzwungenes Glück muß erkauft werden, damit das
Universum zufrieden ist. Mein ausgeglichenes Universum existiert in
meinem Kopf, also habe ich es selbst in der Hand den Ausgleich
herbeizuführen. Das heißt Akzeptanz gegenüber Gesundheits-, Alkohol und
Börsen-Problemen, auch wenn das manchmal schwierig und unlogisch
erscheint. Also ist der Bär genau das was wir brauchen. Der Preis, den
wir bereit sein müssen zu zahlen.
Und es gibt da noch etwas neben dem Maschinenleben…
die TOUR.
Jetzt noch die Utensilienliste überarbeitet. Die
Vergangenheit hat gezeigt (mir, nicht Olaf) es kommt auf jedes Gramm
an. Die Zeit vergeht wie im Flug…
und nun ist es Samstag, 23.06.2007…
Alles liegt im Zimmer umher und wartet darauf an
seine bestimmte Stelle im Rucksack verstaut zu werden. An dieser Stelle
denke ich immer an die für mich unvorstellbare Maik-Pack-Mentalität.
Wenn ich Ihn zu Hause abhole sieht es immer so aus, als wenn er seinen
Rucksack so aus dem Schrank holt wie er ihn ein Jahr zuvor reingeworfen
hat.
Nun glaube ich alles getan zu haben, was ich tun
konnte…
24 Stunden Crosstrainer auf 4 Wochen, alles
durchdacht und geplant, trotzdem schlafe ich schlecht ein…
Sonntag. 24.06.2007
7:00, ich wecke 1s vor dem Wecker auf, perfekt um
pünktlich zu sein, ich mag das!
Waschen, Anziehen, Frühstück, als die Tür hinter
mir zuschlägt und ich auf der Straße stehe wird mir bewußt, daß es nun
losgeht, die Maschine ist abgeschaltet!
Auf dem Weg zum Treffpunkt im Garten habe ich
wieder das unbeschreibliche Maik-Unbeschwertheitserlebnis mit dem
Rucksack. Doch ist es dieses Mal anders als sonst. Maik hat auch seine
Zahlung ans Universum getätigt. Ein Unfall mit dem Fahrrad hat
körperliche Spuren hinterlassen. Schiefe Knochen eine beschädigte Lunge
und, als Ausgleich, Verzicht auf Zigaretten. (diese Rechnung habe ich
auch noch offen?!)
9:00 treffen wir im Garten ein, pünktlich, ich
liebe… hatte ich schon gesagt!
Nun sind wir zu viert. Maik, Olaf , Tomas und ich
natürlich auch.
Die Uhr bewegt sich, doch wo bleiben die anderen?
Also rufe ich mal bei Jörg an, da gab es ja schon
mal ein Missverständnis bezüglich des Termins… „ja is denn scho
Weihnachten, äh Sonntag?“ Er ist auch gleich dran und bedauert es aufs
schärfste, wichtige arbeitstätliche Dinge über die TOUR stellen zu
müssen. Jörg, der Glückliche, er ist keine Maschine, er braucht nicht
das Universum, um Ausgleich anzubetteln. Er gleicht jede Sekunde seiner
Existenz sofort aus. Milde, Kompetenz und Hilfsbereitschaft für uns und
all die anderen geschunden Online-Kreaturen gegen Unerbittlichkeit,
Strafe und heldenhafte Ignoranz gegenüber seinen erklärten Feinden.
(Link: http://www.rotglut.org
)
Eventuelle Ungleichheiten werden durch selbst
auferlegte Strafmaßnahmen „abgesessen“. Obgleich ich vor solcher
Courage den Hut ziehen muß kann ich solches Handeln für mich nicht in
Betracht ziehen. Dafür bin ich zu friedfertig (und ängstlich (oder
vernünftig)).
…Ist er nun ein Märtyrer?
Wikipedia berichtet:
„Märtyrer (von griechisch μάρτυς „Zeuge“ oder
μαρτύριον „Zeugnis“, „Beweis“) sind Menschen, die um des Bekenntnisses
ihres Glaubens willen den Tod erdulden. Als Märtyrer in der weiteren
Bedeutung bezeichnet man Personen, die nicht um ihres religiösen
Bekenntnisses willen, sondern aufgrund einer andersartigen, zum
Beispiel politischen Überzeugung Verfolgung und Tod erleiden.“
Im Koran kommt der Märtyrerbegriff nicht vor,
jedoch bedeutet der Begriff auch im Islam: „der, der ein Zeugnis
ablegt“.
Jörg sagt, was er denkt, steht dafür ein, damit hat
er sich das Prädikat redlich verdient, trotzdem er sich, zu unser aller
Freude, bester Gesundheit erfreut!
Du seiest entschuldigt (dieses Jahr) Märtyrer Jörg!
Wir warten auf Thomas, Gerd-Rehbein und Schwager.
Was mag bloss die Verzögerung herbeigeführt haben? Verkehrsunbill,
Alkoholkonsum oder ungehemmte musikalische Betätigung? Es wird wohl von
jedem etwas gewesen sein.
Die Zeit des Wartens überbrücken wir, indem wir
Olaf's Rucksack auspacken.
Dieser ist geeignet 1 Jahr in Indien zu überleben
inclusive 2 Hochzeiten plus Mitgift. Wir reduzieren die Kalorien auf 3
Wochen und die Mitgift auf eine slowakische Hochzeit. (Taschenlampe,
Messer und Nähzeug) Man kann ja nie wissen in welchen Situationen man
sich wiederfindet. Nun folgt das Überlebenstraining.
Bären-Kontakt-Verhaltens-Übungen und Abwehrtechniken mittels in Brand
gesetzten Imprägniersprays. (Verweis auf das Lehrvideo)
Gegen 11:00 sind die Vermissten eingetroffen und
wir können unseren Weg Richtung Prag antreten. Auf Grund Jörgs
Unabkömmlichkeit passen wir auch alle in ein Auto, welches in Chomutov
vollgetankt werden möchte und auch nach einer Autobahnvignette lechtzt,
das es nach einigen Versuchen auch erhält.
Den Globus-Markt in Chomutov können wir nicht
weglassen. Es gilt essentielle Einkäufe zu tätigen. Was ist das größte
Problem bei kräftezehrenden Gewaltmärschen und anschließender Nachtruhe
mit Bärengedanken? Nach sehr kurzer Überlegungszeit kommt der Kenner
sofort zur Antwort! Alkoholhaltiger Flüssigkeitsverlust! Um diesem
vorzubeugen entschlossen wir uns zum Erwerb von PET-1,5l-Bierpullen zu
einem außergewöhnlichen Preis. Ich vermeide hier schon bewußt den in
solchem Zusammenhang oft bemühtem Begriff Preis-Leistungsverhältnis.
Später dazu mehr…
Weiterhin so Zeugs wie Konserven, Brot, Rum, eben
so Dinge die man kaufen muß wenn man seinen Rucksack nicht richtig
vorbereitet hat.
Prag - Hlavny Nadrazy, hier stelle ich fest, daß
die Tschechische Republik im goldenen Kapitalismus angekommen ist. Die
Aussentreppe erinnert mich an Frankfurt a.M. oder München, eine
richtige europäische Großstadt! Urin, Abfälle, Erbrochenes und
gebrauchte Spritzen. Waren aber vielleicht nur Touristen. Die
Arbeitskraft scheint auch eine bessere Bewertung durch die Gesellschaft
erhalten zu haben, deshalb lohnt es nicht mehr, eine personell besetzte
Gepäckaufbewahrung zu betreiben. So stopfen wir unsere Habseligkeiten
in die Automaten und stellen den nächsten Fortschritt fest. Meine
vorbereitete Münztüte reicht nicht, um die Fahrkarten zu erwerben, das
Transportwesen hat also auch eine Aufwertung erhalten. Auf jeden Fall
bleibt meine Fahrkartenerwerbsaktion nicht unbeachtet, 2,5 kg Münzen
wollen erst einmal penetriert werden.
So, dies wäre erledigt, nun geht's zum ersten
kulturellen Highlight. Dem steht aber noch die Annahme familiärer
Gastfreundschaft kontraproduktiv entgegen. Wir hängen schon 3 Stunden
hinter dem Plan und ich bin nicht bereit, wieder einmal meine
Verlegenheit gegenüber der Gastgeberin zu verdrängen. Also wird von der
beteiligten Wanderschaft mein Vorschlag, uns direkt an der Kneipe
abzuladen, begeistert aufgenommen. Ja, ausser Tomas, der muss aber
jetzt mal durch und eine Begründung für unser (verspätetes) Fernbleiben
finden. @Jana – bitte nimm meine Entschuldigung an, aber manchmal muß
ein Mann tun, was ein Mann tun muß. Ja, was war das noch mal? Ach ja,
am Holztisch mit nem Halben sitzen, in Wanderkluft gekleidet, jeder
Muskel geschmeidig gepannt, in Erwartung des Jahresereignisses, alte
Geschichten aufwärmend und die Erkenntniss manifestierend: ES GEHT LOS!
1,5 h später kommt Tomas, sichtlich geknickt und abgestraft. Egal,
jetzt sind wir alle beisammen.
Tomas der begeisterte Hausmann, der die
Architekturkarriere zugunsten seelischer und mentaler Ausgeglichenheit
hinter sich gelassen hat, dem die Jahre nicht weiter anzusehen sind, es
sei denn man hat Zugriff auf die Krankenakte und ein mobiles MRT.
Olaf der humane Finanzberater, Familienmensch mit
bewegter Vergangenheit, sittsam ergraut und einem immer wieder
sympatischen Anklamer Dialekt.
Thomas G., musisch verständnisvoller Rhytmiker,
durch seine vollkommene Lasterfreiheit einen Ruhepol für unserere
Gemeinschaft darstellt.
Maik der ausserhalb gesellschaftlicher Normen
agierende universalwissende Asket.
Gerd „Rehbeinchen“ ein körperverwandter, solider
Handwerker, der nicht nur die Last(er) mit mir teilt.
Maik „Schwager“, Europäer, Geniesser und Besitzer
des wundersamen Rucksacks der Überraschungen.
Wir waren doch 7? Ja, ich komm auch noch, Mirko der
die Vollkommenheit liebt, der immer wieder Fragen hat und ungern
Verluste jedwelcher Art hinnimmt.
So sitzen wir bei diversen Gesprächen und es könnte
so noch viele Stunden weitergehen. Das vergangene Jahr hat aber
gezeigt, daß die Straßenbahn auch ohne uns abfährt. Deshalb begeben wir
uns diszipliniert auf den Weg. Alles läuft nach Plan und so finde ich
mich mit etwas Restzeit auf dem Wenzelsplatz wieder. Was für ein
Unterschied zu Chemnitz! Es ist 21:00, Sonntag und alles was Beine hat
scheint unterwegs zu sein. Und es könnten rein rechnerisch wohl alles
meine Kinder sein, aber ich fühle mich nicht deplatziert. Auf der TOUR
bin ich „ageless“, ein ferner, unberührender Beobachter, der die Perlen
jugendlicher Präsentation still dankend in sich aufnimmt.
Es gibt noch andere „Alte“, die spendieren Ihrer
jungen Begleitung was Geschmeidiges beim Juwelier oder passieren den
Guard am Eingang zum Etablissement.
22:07 fährt der Zug pünktlich mit uns ab. Nun
bleibt noch Zeit das besonders preiswerte Bier zu probieren… das Fazit
ist niederschmetternd. Bei mir reift der Vorsatz mich dieser
unschmackhaften Last beim Verlassen des Zuges duch Ignoranz zu
erledigen. Irgendwann ist das Licht aus und endgültig Nacht.
7:10 Poprad. Hallo, lange nicht gesehn und sofort
wiedererkannt. Diese Bodenfliesen haben mich schon in vielen Zuständen
ertragen: motiviert, betrunken, geschunden, zerstört, was ist es jetzt?
Noch steckt die Dienstbeflissenheit in mir, so gehe ich brav Geld
ziehen, verteile Münzen an die Kaffeejunkies und versuche mir die
letzte Nacht herauszuatmen. Wir versuchen herauszubekommen welcher Bus
nach Telgart fährt. Die Fahrpläne sind da keine große Hilfe, die Dame
an der Auskunft auch nicht. Zumindest können wir die möglichen
Abfahrtstellen auf 3 eingrenzen. Nun heißt es bei ankommenden Bussen
beim Fahrer nachzufragen. Ein Job, den Tomas erledigen muß. Nach ner
guten Stunde, Treffer! Ein schicker Reisebus hat die Ehre und die
verdammte Verpflichtung uns mitzunehmen. Na, geht doch! Blutdruck erst
mal wieder runter und die Fahrt genießen. Alle da? Gut!
Telgart.
Mit einem Lächeln gestatte ich
Kindheitserinnerungen eine Manifestierung.
Es ist Sonntag, die Sonne scheint und Bürger
unterschiedlichster Herkunft und Alter geben sich Tätigkeiten nicht
nachvollziehbarer Sinnhaftigkeit hin. Aus den allerorten angebrachten
Lautsprechern erklingt motivierende Marschmusik, um die Massen zu
motivieren ihre gesellschaftliche Aufgabe mit Leben zu erfüllen…
Subotnik. Hier scheinen es hauptsächlich südländisch wirkende Menschen
zu sein, die die dörfliche Optik zu verbessern suchen. Von uns wird
nicht weiter Notiz genommen und so versuchen wir auf den rechten Pfad
zu kommen, der in diesem Fall die Farbe gelb hat. Nach wenigen
hunderten Metern erreichen wir das Dorf-Potraviny. Das bisher
ausgebliebene Frühstück läßt uns Backwerk und andere Lebensmittel
erwerben um die Mägen mit einer verwertbaren Basis auszustatten damit
die folgenden Herausforderungen bewältigt werden können. Das am Laden
angebrachte Themometer zeigt 28°C, Sommer. An dieser Stelle bleibt auch
das letzte „günstige“ Bier aus Prag zurück.
9:00, nun geht es wirklich los, ein Gefühl der
Scham überwindend mache ich die Stöcke startklar und signalisiere damit
meinem Körper, daß jetzt Leistung gefragt ist und geschwitzt werden
darf. Zur weiteren Motivation habe ich den MP3-Player angeworfen und
beginne den Anstieg mit motivierender Unterstützung von AC/DC. Der Weg
führt uns kontinuierlich aufwärts, durch dichte Vegetation, Wege im
Flußbett um dann wieder zwischen Felsen in weite Talhänge zu münden.
10:30, die aktuelle Höhe ist nicht bekannt, so
machen wir eine Rast an einer Behausung, die in ihrem Innern vermutlich
Anlagen zur Wasserversorgung beherbergt. Das sommerliche Wetter hat
schon merklich nachgelassen, die Luft ist feucht, mein Körper auch, der
Wind tut sein übriges um die gefühlte Temperatur weite absinken zu
lassen.
Die Bäume sind gewichen, im Takt der Musik
treibende Schritte führen mich immer weiter nach oben. Das bis jetzt
motivierende Adrenalin verliert zunehmend seine Wirkung, so das der
freigewordene Geist die körperliche Unzulänglichkeit ausgleichen muß.
Nach einer weiteren Stunde Beschäftigung in dieser Situation ist der
höchste Punkt des Tages erreicht. Kralova Hola, 1100 m höher als unser
Start beim Dorfkonsum. Der Wind ist sehr kräftig und die Temperatur
gefühlte 5°C. Die Sicht ist vielleicht 10m und jede Böe gibt den
Anschein einen wieder ins Tal befördern zu können. Nach 30 min Rast im
Schatten der Gipfelanlage setzten wir unseren Weg gebückt, um dem Wind
wenig Angriffsfläche zu bieten, fort.
Es ist gut ausgeschildert, das Wetter bessert sich
mit jedem Meter nach unten, und so erreichen wir gegen 17:00 die Chata
Andrejcova.
Es scheint wieder die Sonne, vielleicht 20°C und
das Tagesziel ist erreicht, was will man mehr!
Die Hütte findet sich 50m neben dem Kammweg und …
ist voll, jedenfalls für meine Begriffe. 2 Gruppen haben sich bereits
eingerichtet. Die eine, 2 Paare (Mann/Frau), die andere eine mit echten
Waffen offen ausgerüstete „Wehrsportgruppe Hoffmann“ aus Polen - und
das in der Slowakei! Da mir jetzt nicht nach Kommunikation ist, mein
Magen gibt bekannt sich den Tagesverlauf nicht so vorgestellt zu haben,
hänge ich am Kammweg in der Sonne 30 min rum. Zur Hütte zurückgekehrt
nehme ich zufrieden zur Kenntnis, daß sich die Bewehrten nach einer
anderen Schlafunterkunft umsehen. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich
um eine Scheune handeln muß, die wir ca. 1km vorher links des Weges
gesehen hatten. So hat sich das Platzproblem schlagartig gelöst und ich
kann mein B(r)ett in 2m Höhe beziehen. Auch befriedet der nun
zugeführte Alkohol meinen Magen und der Abend wird mit Gitarre und
diversem Liedgut am Lagerfeuer dem Ende zugeführt. Gesellschaft leistet
uns dabei die Gruppe 3, junge Polen, die Ihre Ferien gern heldenhaft
verbringen möchten. Sehr angetan zeigen Sie sich Gerd's Performance von
„Im Wagen vor mir fährt ein...“ und „Alkohol“ im Original Grönemeyer.
Gesang ist eine schöne und einfache Form, um seine
Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Ich singe oft und gern laut, aber
meist ohne Publikum. In solchem Rahmen ist es mir möglich, auch andere
daran teilhaben zu lassen, ob Sie nun möchten oder nicht. So drängt
sich in solchen Situationen immer wieder der Wunsch auf „unsere Musik“
auch mal als Tonträger zu stabilisieren. Das würde ich gern noch vor
meinem Ableben realisieren wollen. „Wish You Were Here“, „Yesterday“
und „Jesus To A Child“, und, und, und... hätten es verdient verewigt zu
werden. Wunschbesetzung: Thomas: drums, guitar, Rene: Guitar, Olaf:
trumpet, Mirko: vocals, keyboard, maultrommels, mix , Gerd: chorus,
Tomas: claps (dem ich schon seit mehreren Jahren vorwerfe, meinen
Gesang blöd zu finden, Entschuldige,...)
Nacht - die Tür verrammelt, alles sicher vor dem
„Bär“ und nun muß man doch noch Wasser abschlagen gehen, da macht sich
eine Taschenlampe nicht so schlecht, sonst ist es wildes Umherirren. Da
ich meine Hausaufgaben gemacht habe, kann ich den Nachtpinklern den Weg
leuchten. Brettschlafen fällt bei mir ohnehin etwas flach aus.
Wenigstens kann mich keiner wegen dem Scharchen anrammeln.
Der Morgen ist da! (Dienstag, 26.6., aber das ist
jetzt völlig ohne Bedeutung). Die lokale Quelle kann zum Putzen der
Zähne und entfernen der Nachtüberbleibsel aus dem Gesicht verwendet
werden, die 2 Plumpstrichter laden zur frischen Sitzung ein und der
Wasserkessel zischt auf seinem Gasstrahl.
Nun drängt ein Teil der Gruppe zum Aufbruch während
der andere noch mit dem Abbruch beschäftigt ist. Und so wird ein
verhängnisvoller getrennter Abmarsch erlaubt. Die Maik's und Gerd
erhalten das eine von 2 Funkgeräten. Ich behalte das Andere. Nach
wenigen 100m wechselt der Weg von ROT auf BLAU, da ist für mich klar,
es muss auf klärende Verstärkung gewartet werden. Mit vereinten Kräften
finden wir auch die Fortführung des roten Weges wieder. Im weiterem
Verlauf nehmen die Sturmschäden immer weiter zu und so laufen wir
leicht im Kreis. Wir kommen zu der Erkenntnis, daß der Weg vermutlich
dort verläuft, wo die Bäume am höchsten übereinander liegen. Da dort
aber kein durchkommen ist, bewegen wir uns im Flußbett vorwärts. Die
Schuhsohlen werden immer höher und die Füße nasser. Endlich erreichen
wir wieder offizielle Wege inclusive Wegweiser. Wir sind wieder auf
ROT! Nun sollte es eigentlich bis Ramza nicht mehr weit sein, zumindest
sagt das unser Kartenmaterial aus. Ab jetzt versuchen wir regelmäßig
per Funk Verbindung zur anderen Gruppe aufzubauen… vergeblich! Dies
gelingt uns erst nach einem steilen Abstieg zu einem Holzsammelplatz,
den es zum Zeitpunkt der Anfertigung unserer Wanderkarte wohl noch
nicht gegeben hat. Es ist mittlerweile 18:00, ich bin seit 9 Stunden
unterwegs und hab es rechtens satt. Kein Ramza in Sicht, innerlich bin
ich schon mit mir überein gekommen, mein Nachtlager auf genau diesem
Holzplatz aufzuschlagen. Doch Wunder! Es sind einige, die dicht
hintereinander erfolgen:
1: Funkkontakt – wir erfahren, das Gruppe 1 den Platz vor ca. 45 min
passiert hat, die Hütte nicht gefunden und den Talweg genommen hat.
(schlechte Wahl aus meiner Sicht, denn ich bin ja schon im Zusand des
Verweilenwollens)
2: Nachricht – Zwischen Holz und Borke eines
Baumstamms findet Thomas einen Zettel, der von anderen Wanderern
stammt, die ebenfalls auf der Suche nach Ramza waren. Es hilft zwar
nicht direkt weiter, es läßt aber in mir neue Hoffnung und Kraft keimen
die Hütte doch noch zu erreichen. Zumindest können wir mit diesen
Angabe relativ sicher die Himmelsrichtung bestimmen in der die Hütte zu
finden ist. Noch 45 min durch den Busch und dann gibt's Nummer
3: Ranza – war doch garnicht so schwer!!! Hah!
Körperlich geschwächt aber geistig zufrieden gehen wir zum
Abendprogramm über. Wasser von der nahen Quelle (500 m) um daraus Tee
zu brühen, der dann mit Rum versetzt gar köstlich mundet. Holz/Feuer um
wieder trockene Zustände zu erreichen. Zu dieser Aktivität half uns ein
in der Hütte vorhandenes Beil, leider nur kurzfritig, da der Stiel den
„Fisch“ gemacht hat. Falls für dieses Malheur jemand Regress einfordern
möchte, soll er sich an mich wenden, ich werde finanzielle Mittel für
eine Ersatzbeschaffung zur Verfügung stellen. (noch besser würde mir
gefallen, wir machen die Tour noch mal und legen ein Neues dort ab).
Nach dem dies alles erledigt ist…. Magen füllt mit Tee, Wurst und
Beilagen… Körper trocken und entspannt … taucht wieder der Gedanke an
Bären auf, den ich im Laufe des Tages völlig verdrängt hatte. Just im
selben Moment hören wir seltsame Geräusche aus Richtung des
Müllbehältnisses. Für Tomas ist es glaslar! Der „Bär“! Olaf freut sich,
seine Böller zum Einsatz bringen zu können… und der (Wasch-)bär such
das Weite. Und so ist abrupt Nachtruhe angesagt.
Ein neuer Morgen… Mittwoch heißt der Tag, aber das
will keiner wissen. Eher würde uns interessieren, wie es Gruppe 1
ergangen ist. Nach einem Körperwascheinsatz an der Quelle starten wir
gegen 9:00 Richtung Certovica. Der Wald ist weiterhin kaputt, es gibt
aber keine Wegverluste mehr zu beklagen. Und so erreichen wir gegen
14:00 den Motorest. Hier versuchen wir einen neuen Funkkontakt, nicht
ohne uns erst ein Bier vor das Gesicht gestellt zu haben. Und siehe da,
Gruppe 1 antwortet mit 5 Balken und glasklar! Das ist auch kein
Kunststück, da uns nur ca. 10 m voneinander trennen. Reununion! Die
Wiedergefunden gebne uns auch gleich Bericht wie es Ihnen während
unserer Trennung ergangen ist. Schön ausgeschmückt, da es seit dem
Frühstück bis jetzt wohl an die 7 Bierchen geworden sind...
Wir gehen mit Gruppe1 noch mal einen Tag zurück…
Am Holzplatz herrscht die gleiche
Orientierungslosigkeit, aber wohl weniger Verzweiflung wie bei mir, so
das der Weg ins Tal gewählt wurde. Mit einer Wanderkarte wäre die
Entscheidung bestimmt anders ausgefallen, da man erkannt hätte, daß die
nächste Ortschaft 4 Stunden entfernt ist, wie es dann auch war. Auch
hätte man erkannt, daß es kein Wasser unterwegs zum Nachfüllen gab. Und
so erreichen die Gestrandeten völlig dehydriert das regionale Hostinec.
Da auch Kronen nicht zur Verfügung stehen, können bei einem
freundlichen Ansiedler zu einem unschlagbarem Kurs Euronen zu Kronen
konvertiert werden. Das Geschäft scheint so grandios gewesen zu sein,
daß der Konvertierer sich auch noch bereit erklärt die Gruppe nach
Certovica mit dem Auto zu verbringen. Dort angekommen, schaft es der
Schwager mit seinem einzigartigen Charme die örtliche Hotellerie ihre
permanente sozialistische Ausgebuchtheit zu vergessen und der Gruppe
Unterkunft zu gewähren. 0:30 ist das schon bemerkenswert! Nach Duschen
und Pils findet auch hier der neue Tag ein vorläufiges Ende.
Die Zeitlinien haben sich wieder vereint…
Nun gilt es auch für uns eine Unterkunft zu finden.
Uns schwebt da das ehemalige Kinderferienlager vor,
das wir schon mal besucht hatten.
200m vom Motorest entfernt treffen wir aber nicht
den Besitzer an, sondern nur bucklige Verwandtschaft. Die ist aber so
helle und geschäftstüchtig, uns ein Unterkommen zuzusagen.
Nach ein wenig Warten ist es dann auch so gekommen.
Und so genießen auch wir den Genuss von Dusche und WC.
??? haben wir noch Lagerfeuer gemacht? (mein Lektor
sagt NEIN) Oder war
das ein anderes Jahr????
9:00 starten wir gemeinsam auf den weiteren Weg.
Von nun an geht es wieder aufwärts. Die Natur zeigt
sich wieder von Ihrer feundlichen Seite, die Sturmschäden liegen hinter
uns und es gibt schöne Aussichten in alle Richtungen. Nach einigen
Stunden kommen wir an Maikova Hola vorbei, über die im Jahre 2005, als
der Name enstanden ist, nichts Näheres berichtet worden ist. Dies
möchte ich hiermit nachholen.
Wie ist also dieser Ort zu seinem Namen gekommen?
Nach einer kurzen Pilsrast (3 oder 4) waren wir auf
dem Weg nach Certovica, es war früher Nachmittag, die Stimmung gut und
ausgelassen. Direkt neben dem Weg gab es eine Steilwiese mit schönem
Ausblick und so sprach nichts dagegen, dort eine längere und
beschauliche Pause einzulegen. Tomas hatte noch RestRumBestände, von
denen in beschaulich diskutierender Runde einige Schlucke genommen
wurden. Und so ist es der Masse nicht aufgefallen, dass die Schlucke
vom Maik wohl etwas tiefer waren wie die der anderen. Ende vom Lied…
Maik war dicht, so dicht, daß an ein Weitergehen am steilen Abhang
nicht zu denken war. Es wurden 100 Minuten Zwangsruhe verordnet, um den
Alkoholspiegel wieder abzubauen. Leider reichte diese Zeit nicht aus um
aus Maik wieder zu einem selbständig laufendes Individuum zu
konvertieren. Um den Zustand zu testen, Maik war natürlich überzeugt
alles wäre prall Banane, haben wir mit unseren Wanderstöcken am Hang
einen Parcours abgesteckt der Ihn bei intensivem Training wieder zu
gewohnter und notwendiger Konstitution zurückführen sollte. Nun war
aber die Zeit schon so weit fortgeschritten, daß wir den Aufbruch nicht
weiter herausschieben konnten. Also wurde ein Dampflocktransport
durchgeführt. Maik, zwischen 2 Stöcken geführt, lallte dem Tal
entgegen…
So kam dieser schöne Ort zu seinem Namen und soll
uns als Mahnmahl für unser eigenes Handeln dienen.
Zurück in 2007…
Die Hütte Stefanika ist schon in Sichtweite, wir
queren einen letzten Kamm, da ist wieder der Bär, in Form eines
Prankenabdrucks im Schlamm präsent. Das tangiert mich aber nicht
weiter, das Pils ruft mit seiner eindringlich, süßen Entspannung
verheissenden Stimme. Dem kann ich mich beim besten Willen nicht
entziehen. Wie kann man nur ein Bier loben, das abends vorm Ferseher,
wohlmöglich noch beim Fußballspiel eingenommen wird. Der wahre
Biergenuß entfaltet sich nur wenn davor einige Kilometer Weges gelegen
haben. Und so lassen wir es laufen. Da der Magen auch was zu tun haben
will, konsumieren wir auch alles was die Karte an Essbarem bereithält.
Zwischen unseren regelmäßigen Ausflügen vor die Tür, zwecks
Nikotinkonsum und der schönen Aussicht, haben wir auch Kontakt zu einem
Mit-Ossi, der nach eigener Aussage aus Zittau stammt und wohl vor der
Wende hier vergessen wurde. Nun wird es aber spirituell…
Ein Wind kommt auf, die Temperatur sinkt plötzlich
um 10 Grad ab, der Himmel ändert seine bisherige blaue Farbe in rosa
bis lila Töne und es schneit. Wäre dieser Zustand nicht schon seltsam
genug, flattert aus diesem unwirklichen Ambiente heraus eine Taube
direkt auf Gerds Schulter. Das Tier ist ist äusserst zutraulich, läßt
sich füttern und erzählt uns in einer nicht verständlichen Sprache
Dinge aus der „anderen“ Welt. Mir drängt sich das Gefühl auf, dass
Steffen uns auf diesem Weg eine Botschaft senden möchte. Steffen wir
haben gehört und gesehen, in späteren Zeiten wird von dieser
Erscheinung berichtet werden als die Manifestation des Kolibaba.
Vielleicht sollte man den 28.6. in der kolibistischen Welt als Feiertag
einführen. Eher doch den letzten Donnerstag im Juni, wegen dem
Brückentag, was solls, den machen wir gleich auch noch frei. Oder noch
eine bessere Idee, die letzte Juniwoche ist frei um auf den Spuren
Kolibabas zu pilgern. Ich leg das jetzt mal so fest!
Da der Maik L. nicht mehr raucht, war er auch nicht
mit vor der Tür und suchte seine spirituelle Seite mit Rum aus der 1,5
l Flasche zu erwecken. Keine gute Idee. Unter Alkohol reagiert jeder
anders. Bei Ihm äusserte sich das so, dass er laut Parolen von sich
gab, die aus dem Zusammenhang gerissen äusserst verletzlich auf die
Umwelt und damit wieder auf uns zurück wirkten. Die Details gebe ich
hier nicht wieder. Es war nicht schön! An dieser Stelle halte ich es
für angebracht, das jeder Leser, der gern dem Alkohol zuspricht sich
auch der Probleme und Risiken die damit verbunden sind bewußt wird.
Lest http://juergen-eckel.de/
und Ihr wisst was ich meine und versteht
eueren eigenen Zustand besser. Nach x-mal Maik ins Bett bringen und
Wiederauftauchen desselben, fanden auch wir den Weg in die
Doppelstockbetten.
Der Morgen ist da, ich schaue aus dem Fenster und
genieße die atemberaubende Aussicht. Die Resttruppe kommt auch langsam
in Gang… und wieder Mal… Maik ist weg!
Beim Frühstück beraten wir wie es weiter gehen
soll, wir entscheiden uns beim Wirt einen Brief, 500 SKK und meine mit
sehr viel Mühe gebastelte niedere Tatra Gesamtwanderkarte zu
hinterlassen. Wir bezahlen unsere Zeche und gehen den Anstieg zum
Chopok an. Auf einem sehr zivilisiertem, weil mit großen Steinplatten
ausgelegtem Weg erreichen wir nach 2,5 h den Gipfel.
In der Hütte kein Maik, dafür aber lecker Essen und
Pils. Nun kommt er doch noch und war natürlich nicht beim Wirt und so
liegen die Sachen bestimmt noch heute auf dem Tisch.
Ein guter Grund mal wieder vorbeizuschauen.
Runter, hoch, runter, hoch,…
Gegen 17:00 erreichen wir die Chata pod Chabenecom.
Der Hüttenwirt war natürlich schon über die alten Deutschen informiert
worden und es gab Konsumne Pivo, wahrscheinlich das Oettinger der
Slovakei. Er hat auch schon den Kochlöffel geschwungen und eine
Erbsensuppe produziert, warm, nahrhaft und nichts weiter. Olaf geht ins
Gespräch mit einem Kampfwanderer, der die Strecke 2-3 mal die Woche
macht. Auf die Frage, wieviel Bären er schon gesehen hat, antwortet er,
na was? Ja, keinen. Sie sind sehr scheu und meiden die Wanderwege.
Dacht ichs mir doch. Er nennt uns auch eine Adresse auf der aktuelle
Informationen, Tourbeschreibungen, Hüttenverzeichnisse und vieles mehr
gelistet ist. Eine Fundgrube für den, der des Slovakischen mächtig ist.
http://hiking.sk
Das Bier ist alle, Tomas ist kaputt und geht
schlafen, nicht ohne vorher dem Wirt die Lieferung von 500 Postkarten
zu versprechen. Schluß für heute? Weit gefehlt! Nun sollte es erst
richtig losgehen. Eine rustikale Gemeinschaft hat sich zum
Familientreffen in der Hütte verabredet. Der Wirt packt der Reihe nach
alles aus, was er mit seinem Destilationsapparat produziert hat. (Das
ist nur eine Mutmaßung von mir) Thomas bekommt ein slovakisches
Gesangsbuch vorgelegt und gibt sein Bestes. Gegen, ich habe keine
Ahnung… schaltet der Wirt seine Stirnlampe aus und damit ist die
Veranstaltung beendet. Ich schleppe mich die Leiter hoch in den
Schlafsaal im Obergeschoss. Da sind also die ganzen Matratzen der
Sperrmüllsammlung in Deutschland geblieben! Aber egal, ich falle in
einen komatösen Schlaf und gefühlte 2 Minuten später macht Tomas Stress
zum Aufbruch.
Es ist genau 7:00 als wir fertig gepackt ein
Abschiedsfoto mit dem Wirt machen und als guten Start in den Tag noch
100 gramm Boro serviert bekommen. Jetzt zählt wieder mal um so mehr:
„Der Weg ist das Ziel“. Nach ein paar Stunden auf dem Kammweg geht es
steil und endlos hinunter nach Liptovske Luzna. Es ist wieder
sommerlich warm, die Füße krumm und der Bus weg. Ein bisschen
entstinken, Dorf hoch und runter wandern, alle Bushaltestellen sind
entfahrplant. Doch treffen wir nun einen Einwohner auf der Höhe der
Zeit. Der nicht wie alle anderen, die wir nach dem Bus gefragt hatten
antwortete „ja da kommt einer“. Er zückt sein Handy, geht ins Internet
und nennt uns die Zeit. Fertig! So geht's auch. Wer von uns hätte einem
Ausländer in Chemnitz diese Auskunft geben können. Bestimmt keiner.
Diese neue Information gibt uns 1,5 h Zeit, die wir mit dem Konsum der
einheimischen Bierspezialitäten im sozialistisch rustikalem Dorfkrug
zubringen. Der dann pünktlich anrückende Bus bringt uns nach
Ruzomberok, wo wir auf dem Bahnhof feststellen, doch nach Liptovsky
Mikulas zu müssen. Die Gaststätte neben dem Bahnhof bringt üppiges
Essen, im gegenüberliegenden Hypermarkt wird die Verpflegung aufgefüllt
und so kommen wir im amüsiertem Zustand in LM an. Da mir der Sinn nicht
nach einem ausgiebigem, zeittotschlagendem Stadtrundgang steht erkläre
ich mich heroisch bereit das Gepäck zu bewachen.
Leider ist mir entfallen wer noch bei mir geblieben
ist… Glücklicherweise mußte ich nicht im Bahnhofsgebäude warten, denn
vis á vis fand sich ein gemütlicher Biergarten, der bereits mit anderen
alkoholisierten Gestalten besetzt war. Irgendwann waren wir wieder
vereint und der Zug brachte uns nach Prag zurück.
6:00 mit Metro und Straba nach Biela Hora, Autos
abholen, Tomas wieder Anschiss ausfassen und ab nach Hause.
Das wars mal wieder.
Ich möchte allen danken, die die Woche möglich
gemacht haben.
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