ITRT 2009
-- 100 km Tour --
Start: 06.06.2009 - 13.06.2009
Ziel: Telgart
Teilnehmer:
Tomas,Mirko,Olaf,Thomas,Maik
Bilder
Video von der
Aluhütte (rechtklick speichern unter)
Verdad, senoras
espanolas ! Es utíl hablar espanol aun en
las montanas de Tatra. Como pensaís ? Tuvimos conversaciónes
interesantas allí.
Grüße
an unseren neuen Freunde!
Die
3 Jungs von der Aluhütte,
die
Brasilianer und Hund Felix
y
Hola,
señoras españolas !
Gedenkminute
für
alle verhinderten ITRT-Teilnehmer, deren freie Zeiteinteilung derzeit
durch
höhere Mächte der Justiz behindert wird.
Darum
ein aktueller
Gruß in Richtug JVA Kassel.
Etwas
hat überlebt
.... der Wille von fünf progessiv-kontinuösen geriatrisch-tattrigen
aber
willens-und wanderstarken ITRT-Veteranen. Diese sind allesamt
mindestens
heldenhafte 2-, 3- 5-fache Träger des Ordens des Wanderlandes und
Träger des
Sterns der Deutsch-Slowakischen Völkerfreundschaft.
Das
Ziel von uns
Schmerzensreichen war .... wie alle Jahre wieder: Die schöne Slowakei.
Erwartet
wurde von uns: Schmerz, Fluchen, blutige Füße, Gewitter, Kälte und
schlecht
heilende Bärenbisse.
Die
einzige Sorge,
die bei unserer Reiseplanung auftauchte: Hat der Heimfall der Slowakei
ins
Reich des Euros unsere Lustnahrung und das Wandererantiseptikum BIER
schmerzhaft verteuert ?
Unter
diesen
Umständen trafen sich am Samstag
6.6.2009 auf der eingepflegten ITRT-Start-und
Landebahn Thomas´scher Garten in Erdmannsdorf
Tomas
Plichta
Mirko
Tomczak
Maik
Lippmann
Thomas
Grundmann
Olaf
Braun
Nach
der übliche
Slim-Fit-Tour unserer Rucksäcke (aufblasbare Ruderboote, nanotechnische
Wanderspringschuhe, tragbare Mikrowellengeräte, Wurfangeln für
Hochseejagd usw.
werden entfernt) besteigen wir Tomas´ Auto Kia Carneval. Dieser
speziell für
Wandervögel entworfene Multi-Funktions-Kleinlaster ist vollgestopft und
schon
geht es los auf die Autobahn in Richtung Polen. Nach Görlitz fahren wir
durch
das alte Schlesien. Bei Katowice beginnt die erste Maut-Stelle der
polnischen
Autobahn. Es werden erste Wetten (platonisch und ohne Einsätze !)
abgeschlossen, in welchem Wärterhäuschen auf den 10 Spuren die
hübscheste
polnische Kassierin sitzt. Polnische Autobahnen haben da einiges zu
bieten und
gegen geringes Entgelt (7,50 Zloty für Małgorzata oder Elżbieta oder
die
polnische Autobahn im Bau) dürfen wir gucken und dann weiterfahren.
Krakau
wird umrundet
und wir nähern uns der Hohen Tatra polnischerseits nahe Zakopane. Das
Schöne
dort : Neuschnee liegt in der Hohen Tatra. Passend zum Juni und
kalendarischen
Sommerbeginn. Als wir die Berge passieren ist der Fahrerwechsel fällig.
Olaf
übernimmt das Steuer und die allgemeine Schläfrigkeit im Bus ist
schlagartig
verschwunden. Aktiv teilnehmende Mit-und Beifahrer sitzen im Bus und
beschweren
sich über die dichte Annäherung an den rechten Randstreifen, über die
im
goldenen Schnitt genommenen serpentinösen Kurven. Dabei sieht das von
meinem
Fahrersessel so optimal aus.
Die
Grenze zur
Slowakei ist unscheinbar und als wir in Kezmarok (barockes Städtchen
Kezmarok
heißt auf deutsch: Käsemarkt wissen wir: Das ist
unser Biwak-Standort. Limitierte Vorräte an Käse, Brot, Büchsenbier
werden im slowakischen Supermarkt Lidl (sprich:
Lidl) erworben mit dem Bewußtsein: Das ganze Zeugs muß am nächsten Tag
mehr als
1000 Meter hoch auf den Gipfelpfad der Niederen Tatra geschleppt
werden. Die
angemieteten Träger und Sherpas sind.... siehe oben, die 5 Teilnehmer
laut
Liste. (Beruhigend wirkt dabei, daß es ja nur die Niedere statt der
etwas
Höheren Tatra ist)
Wir
finden Quartier
in Telgart in der Pension Zubrovica http://www.zubrovica.sk/
Die
Pension kann
wärmstens empfohlen werden. Vier einfache, saubere und sehr zweckmäßige
Zimmer
mit Bad und Dusche sind optimal für uns Wandersocken. Auf dem Hof der
Familie
kann das Auto die Woche abgeparkt werden. Das Dorf Telgart ist idealer
Einstieg
für den Aufstieg in die Niedere Tatra von der Ostseite her.
Den
ersten und
zugleich letzten Abend vorm Aufstieg verbringen wir in Hochkultur. Die
Pizzeria
wird unser vom Hunger getriebenes Ziel. Nach üppiger Pizza pazzen noch
5 Bier
in unseren demnächst müsli-stangen-gepeinigten Wanderermagen (oder
Wandermagen
wie Wanderniere?) Die Wirtin hat 22 Uhr Schluß im Bus angesagt.
Das
letzte Bier wird
in schneller Hast eingeworfen. Das Gewitter war allerdings noch
schneller. Fünf
pitschnasse Kerle rennen im Regen die 500 Meter zur Pension.
Nochmaliges Duschen
in der Pension fällt damit aus. Wichtig ist jetzt nur die Trockenlegung
der
Schuhe durch geeignete Drainage. Fünf schlüpferhüpfende Wandervögel
gehen zur
Nachtruhe.
Mirko
bereitet seine
Lungenmaschine vor. Schläuche und Kabel werden verlegt, andere
Bergkameraden
verteilen Ohropax-Wachs-Stöpsel. Die Radionachrichten verbreiten die
Verbreitung schwerer Unwetterlagen mit Gewittern und Stürmen. Einen
davon
hatten wir uns gleich auf dem Heimweg von der Pizzeria zu Testzwecken
eingesammelt.
Sonntag, 7.6.2009 (Telgart -
Kralova Hola - Andrejcova)
Der
Morgen erwacht mit uns und bringt schönsten
Sonnenschein. Die Sachen sind schnell gepackt, Atemtechnik
und Ohropax schnell
verstaut. Ab gehts zum Frühstück ans andere Ende vom Dorf Telgart ins
"U
Hanky" mit polyglotten Sprachservice. Als wir uns mit unseren schweren
Rucksäcken wieder in Gang setzen und die Dorfparade abnehmen, hören wir
Kommentare der Dorfbewohner: Oh, schwere Unwetter.... wir wissen bloß
nicht: im
Anmarsch oder von oben geplant ? Die haben wahrscheinlich alle
denselben
Radiosender gehört nebst gleichem Wetterbericht.
Der
Aufstieg beginnt, d.h. Schweinequalen. Mehrere Teilnehmer inklusiv des
Schreiberlings fragen sich: Warum diese Ochsentour immer wieder ? Der
Berg ruft
.... aber es schreien wohl eher die Knie, Rücken, Gelenke und andere
Schwachstellen geriatrischer Wanderer wie wir. Es waren über endlose
1000 Meter
Aufstieg gewesen im netten Anstiegswinkel 45 Grad (oder waren es bloß
30 Grad
?)
Oben
angekommen auf der Kralova Hola bei 1946 Metern rasten wir im
Windschattens des
Funkschattens eines Radioturmes. Mirko genießt auf dem dortigen
Schneefeld bei Windstärke 8 sein schneegekühltes
Gipfelbier. Schon zuvor geschehen höhere Dinge: Mirko hat Erscheinungen
transzendenter Art.
(Sorry,
diese untenstehende Einfügung können Außenstehende nicht
nachvollziehen; da
helfen nur Nachfragen bei Teilnehmern, siehe: Anfrage unter Kontakt)
Er
sieht
ein Engelsbild in einer perfekten Wolke. Jetzt offenbart er uns
anderen, daß er
am Tag vorher schlechteste Orakel empfangen hat, die alle zum Abbruch
des
Aufbruchs zum Einstieg in den Berg geraten hatten. Damit fiel uns auch
die
Analogie ein zum letzten ITRT-Marsch 2008. Dort war uns das Vogelbild
in einer
Wolke begegnet und noch früher (siehe Reisebericht ITRT 2007 und
Bildergalerie
dort) die Taube auf Maiks Schulter. Das war STEFFEN ! Kolibaba, unser
verstorbener geistiger Heerführer des friedlichen Kreuzzuges durch die
Tatra
mit tattrigen Wanderern war wieder bei uns und mit uns.
Nach
stundenlangem Marsch erreichen wir die Hütte Andrejcova.
Herrlich,
wenn man seinen Rucksack abwerfen kann und weiß, den muß man heute
nicht wieder
auf den Rücken buckeln. Ein zünftiges Lagerfeuer wird fachmännisch
entzündet
und in Gang gehalten, an dem sich Wanderfreunde gegenüber in der Hohen
Tatra
(Entfernung Luftlinie ca. 30 km) oder sogar Lufthansapiloten über uns
orientieren können. Tomas meint, es wäre unzünftig. Aber bin ich denn
ein
Indianer ? Wo kein Rauch, da kein richtiges Feuer. Oder wie heißt´s so
?
Zum
Lagerfeuer schließen dann abends noch zwei Slowaken auf, die plötzlich
statt
erwarterter Bärinnen aus dem Busch auftauchen. Thomas (Grundmann)
stimmt auf
seiner Gitarre alte Klassiker ein.
Einer
der
zwei Slowaken ist ein Wechselbürger, der seit fünf Jahren abgewechselt
zwei bis
vier Wochen in Spanien bei seiner spanischen Frau & Kind lebt
und dann
wieder hier in Slowakien.
Verdad,
senoras espanolas ! Es utíl hablar espanol aun en las montanas de
Tatra. Como
pensaís ? Tuvimos conversaciónes interesantas allí.
Montag
8.6.2009 (Andrejcova - Ramza)
Kein
Concierge von der Hotelrezeption :-) weckt uns; also stehen wir alleine
auf und
machen uns unser Frühstück selbst. Danach gehts auf den Weg des
Gipfelpfades,
vorbei an frischen Wolfsspuren und frischer blaugrün schillernder
Bärenkacke.
Wir haben nur kurze Freude am Entdecken des wilden Wildgetiers, dann
kommt
Maiks Hilferuf: Mein Portemonnaie ist weg. Er sprintet einen halben
Kilometer
zurück ins Ein-Stern-Hotel der Hütte.
Tomas
hat
eine Eingebung und fragt Mirko, ob er nicht mal die magische Hand
ausprobieren
will. (letztes Jahr in Oravice erfolgreich getestet, siehe Reisebericht
2008).
Wie beim Wünschelrutengänger schwebt Mirkos Hand über Maiks
abgestellten
Rucksack ... und Maiks Portemonnaie wird an ebendieser Stelle gefunden
!!! Ein
bißchen baff sind wir alle. Maik kommt nach 20minütiger
Hausdurchsuchung der an
sich sehr übersichtlichen Hütte (nämlich 1 Zimmer für alles und alle)
Wir alle
lachen und staunen. Weitere tiefergehende Erklärungen zum Phänomen
bitte direkt
und persönlich bei Tomas Plichta, Feng-Shui-Experte, siehe auch
www.FSZW.de
oder Mirko Tomczak, Experte für binäre und andere Grenzwissenschaften,
siehe
Kontakt unter www.maennertag.com (für Kopierer)
Bei
einem
Pausengespräch auf der Strecke kommen wir auf den Lagerfeuerabend von
gestern
zurück. Dort kreiste eine Flasche RUM herum, auf der aber nur UM stand.
Von den
beiden Slowaken haben wir uns den köstlichen Witz erzählen lassen. Da
echter
Jamaika RUM aus Rohrzuckermelasse und Wasser hergestellt wird, der
tschechische
und slowakische aber aus zusätzlichen Destillaten und Stoffen, darf
dieser
nicht RUM genannt werden. Das gebietet und verbietet die EU mit ihren
krummbananigen Verordnungen und anderen wichtigen
Beschäftigungstherapien von
Brüssel. Also hat man fix den RUM in UM, BUM, RU umbenannt. Jeder
versteht, was gemeint ist vor Ort.
Es
erfrischt, wenn JungEUropäeaner die Altbürokraten in Brüssel so foppen
können.
Der
Marsch von der Hütte Andrejcova nach Ramza ist die härteste und längste
Strecke. Wir ahnen, daß sie uns herausfordern wird. Gut das wir nicht
ahnen
oder wissen, daß 12 Stunden harter Gepäckmarsch vor uns stehen.
Die
an
den Wegmarkierungen ausgeschriebenen Streckenzeiten sind wohl für
Trecker ohne
Gepäck oder mit hilfereichenden Sherpas gedacht. Wir aus dem
geriatrischen Klub
ITRT verdoppeln die Zeiten einfach und dann stimmen sie. Auch kommt der
Verdacht auf, dort sind die aktuellen Rekordzeiten der jährlichen
Tatralaufmeisterschaften notiert.
Besonders
anspruchsvoll sind die Wanderungen über, unter und auf umgestürzten
Bäumen. Und
davon gibt es ganze Flächen. Der Orkan von 2005 hat ganze Wälder
flachgelegt
und so liegen sie z.T. heute noch. Der
Weg war eine Qual, eine Via Dolorosa Tatra. Unterwegs geht uns auch
noch das
Wasser aus und Mirko die Puste - ein kleiner Kreislaufkollaps mitten im
Urwald
!
Aber
Tomas erinnert sich als Ehegatte einer Ärztin, daß der Eid des
Hippokrates auch
auf Anverwandte als übertragen gilt und gibt Erste Hilfe. Mirko meint,
daß
schon die Fliegen begonnen haben, ihre Eier in seiner absterbenden
Hülle wie
Ohren und Nase abzulegen. Nach einer Stunde Intensivstation am
Waldboden
rappeln wir uns auf. Mirkos Gepäck wird verteilt und "leichtfüßig"
gings weiter.
Ramza-Hütte
wo bist du ? Es zog sich hin. Jeder Weganzeiger verspricht: nur noch
eine
Stunde. Es dauerte aber noch vier Stunden. Um 18 Uhr ein Labsal. Wir
mittlerweile Wasserlosen finden eine Quelle. Herrlich, wie Wasser unter
einer
Baumwurzel herauströpfelnd schmecken kann.
Es
war
die härteste Tour. Um 21 Uhr, also nach 12 Stunden kamen wir in der
Ramza-Hütte
völlig erschöpft an.
An
der Hütte
gibt es einen Empfang durch einen Tschechen, seiner brasilianischen
Freundin
und ihrem Hund Felix. Oder wars ein brasilianischer Hund und Felicitas
? Der
Hund, anfangs wegen seinem Gekläff verflucht von uns, vertrieb abends
alle
Bären, auch die, die gar nicht da waren. Der Abend klingt bei
Lagerfeuer aber
ohne Gesang aus. Wir sind einfach nur platt.
Dienstag
9.6.2009 (Ramza - Stefanika)
Das
Tagesziel heißt: Von Ramza nach Stefanikova. Nach Aufstehen und
Frühstück gehen
wir zur Quelle zum Waschen. Vor uns waren schon Wölfe da, wie frische
Spuren
uns zeigen. Klar, die haben auch Durst, so wie Du und ich. Unterwegs
Wolfsspuren und Bärenkacke en masse, so daß es nur noch ein kleines
Achtungszeichen in uns erzeugt. Haben sich die Bären schon so an
Menschen
gewöhnt und an unseren speziellen ITRT-transpirativen Gestank ?
Wir
müssen runter auf die Paßstraße nach Certovica mit Motorest
(Gaststätte) Dort
erwartet uns der erste zivilisatorische Höhepunkt seit Tagen unseres
Höhlenlebens: Warmes Essen und Bier. Die zwei Bier verlangen allerdings
nach
einer Geißelung und die bekommen wir auch, als wir nach diesem üppigen
Gourmet-Gang wieder auf der anderen Seit der Paßstraße hoch müssen auf
den
Berg. Wieviel Meter, 500 oder 800 ? Wer
will das schon so genau wissen. Das Bier straft gnadenlos ab.
Das
Ziel
ist die Stefanikova-Hütte, benannt nach einem Partisanengeneral. Der
wird auch
heute noch, 60 Jahre nach dem Krieg in Ehren gehalten, wie man an den
Blumen am
Denkmal mit dem alten wassergekühlten Maschinengewehr neben der Hütte
sehen
kann.
Auf
der
Stefanikova warten warmes Essen und gepflegte Betten im
Jugendherbergstil
(leider nicht im Jugendstil) auf uns. Es wird ein geselliger Abend bei
Knödel
und Bier und ... wie solls anders sein: Man trifft sich wieder. Unser
slowakischer Fotograf und Felix der Hund mit dem einen spastischen
Schlappohr
nebst seinen Futterbeschaffern, den Studenten aus Brno und Brasilien
sind auch
wieder da.
Dank
Ohropax finden alle ITRT - Zehenkämpfer einen geruhsamen Schlaf im
Zimmer. Die
Beatmung ist mittelprächtig, eine Melange aus zehn offenen
Wanderstiefeln,
nebst Socken und anderer Altwäsche von uns. Starker Sturmwind verbietet
ein
Öffnen der Fenster. Obendrein hatte Tomas am Abend gezeigt, wie man
ungestraft
ohne Atemnot ganze Knoblauchzehen zerbeißen und essen kann: Einfach
vorher in
Salz wenden ! Genial, aber den Trick kannte ich noch nicht. Mehrere
Zwiebeln
werden verspeist. Wir müssen eine Knoblauchfahne haben, die jeden
Polizeihund
dienstunfähig machen würde.
Mittwoch,
10.6.2009 (Stefanika - Chad pod Chabenecom)
Das
heutige Ziel heißt Aluhütte (Chata pod
Chanenecom) so genannt wegen seiner Ausschlagung des Schlafsaales mit
Aluminiumfolie.
Die
Hütte
auf dem 2000er Chopok hält uns eine Weile gefangen. Schlechtwetter
zieht auf
mit Androhung von Gewitter. Es wird aber nicht zünftig schlecht, also
brechen
wir nach zwei Stunden Wartezeit auf und laufen jetzt gegen die Uhr. Der
Weg
nimmt wie so oft kein Ende. Nach jeder Kuppe wähnen wir das Ziel in
Sichtweite... Pustekuchen.
Olaf
sprintet einen Berg hoch und weist eine Abkürzung für die anderen
leicht
Weg-Verirrten und mittlerweile Versehrten. Maik trägt eine weiße
Kniebinde und
humpelt anständig mehrere Kilometer des Weges. Unsere Gruppe ist damit
gut
sichtbar markiert und dürfte nach der Genfer Konvention nicht mehr als
Kampfverband angesehen werden. Meine gewiesene Abkürzung erweist sich
als
fluch-gepriesene Trainingsstrecke für Hanghühner, mit dem Ergebnis, daß
Mirko
mächtig Schmerz im Knie bekommt. Andere Teilnehmer schweigen bloß über
ihre Schwachstellen.
Der Marsch ist ziemlich wortlos und einsilbig. Noch eine Bergkuppe.
Hovna !
(Ein schreckliches Wort auf slowakisch; nur
verzweifelten Wandervögeln erlaubt...)
Dann
kommt die Aluhütte in Sicht und wir schleichen den Berghang hinab.
Endlich
angekommen. Aber: Der Hüttenwirt ist nicht da. Ausgeflogen. Damit sind
alle
Hoffnungen auf warmes Essen und ein Bierchen perdú. Ein hungriger
Tscheche aus
Prag wartet auch schon. Er hat gar nix zu essen mehr, hatte sich auch
auf den
Hüttenwirt verlassen. Aber es geschehen eben auch Wunder in den Bergen.
Sein
Handyanruf beim Hüttenwirt, die Nummer hatter der hinterlassen, und der
schickte ein paar Freunde aus dem Tal zu uns hoch.
Nach
anderthalb Stunden, wir hatten die Hilfe schon längst abgeschrieben,
kommen
drei Kerle vom Gipfel runtergerannt. Noch ein paar hungrige und
durstige
Wanderer, so denken wir. Ziemlich lustig der Haufen. Kommen an den
Tisch,
stellen eine leer Flasche Borovička auf den Tisch, mit dem Kommentar:
Also nee,
was die Leute alles so liegenlassen. Dann entpuppen sich die drei mit
dem
Anführer Jakub (genannt Hugo) als die Hilfe. (Jakub arbeitet
hauptberuflich in
einem Reisebüro http://www.jmg.sk/ und organisiert Wanderungen der
exotischen Art.) Den Borovička hatte sie
als kleine motivierende Wegzehrung hinauf vom Jasna-Tal selbst
verbraucht und
zuvor schon drei Stunden Gewitter-Abwartezeit jeder bei sieben Bier
verbracht.
Uns blieb der Mund offen stehen, mit welcher gazellenartiger Grazie sie
den
1000-Meter-Anstieg in anderthalb Stunde hingelegt haben. ITRT bräuchte
dafür
etwas länger.
Dann
öffnet sich Sesam oder besser die Hüttenküche und ordentlich
hausmännisch Kost
nebst Pivo wird aufgetragen. Auch der hungrige Prager und andere
Wandervögel
werden pappesatt. Unsere geplante Kollekte in unseren Rucksäcken für
den
halbverhungerten Prager können wir damit abblasen.
Nach
der
Speisung eröffnet sich unser lustigster Abend. Es beginnt mit Gitarre
von
Thomas nebst Mirkos Gesang in Chorlautstärke. Klassiker erschallen,
siehe
Titelliste weiter oben schon. Nach einer Stunde ruft Hugo von der
anderen Bank
her: Reich doch mal die Gitarre rüber. Und er legt
tschechisch-slowakische
Klassiker und Trinklieder auf. Kurze Absprache und es kommt heraus:
Thomas
(Grundmann) ist Schlagzeuger in seiner Band. The Fakez
Der
Koch
räumt seine Küche auf oder aus, ein riesiger Kochtopf, Durchmesser
60-70
Zentimeter nebst anderen Töpfen kommen heraus und werden zum
improvisierten
Schlagzeug. Eine zünftige internationale Music-Session vom feinsten
geht ab.
Die Luft brennt ! Am Ende kommen noch Löffel wie Kastagnetten und
Küchentrichter als Trompeten zum Einsatz. Der Laden tobt. Der
Kessel Buntes ist um 2 zu Ende. Oder
war´s um 3 Uhr ?
Donnerstag,
11.6.2009 (Chata pod Chabenecom - Telgart)
Beim
Frühstück erfahren wir so neben den obligatorischen
Bären-(Wetter)-Bericht: Ja,
ein Tiger läuft hier auch herum. Jakub, der Hugo, erzählt uns davon.
Vor
einiger Zeit sei in der Nähe von Ružomberok ein Tiger ausgebrochen,
wahrscheinlich von einem Zirkus. Der Tiger sei auch amtlich auf der
polnischen
Seite der Tatra gesehen worden und ein Freund von ihm hätte schon
persönlich in
den Bergen vor dem Tiger gestanden. Im Nachhinein kommen mir so Zweifel
auf, ob
das nicht das Jägerlatein von der Größe des gefangenen Fisches ist...
Der Fisch
wächst von Erzähler zu Erzähler und vielleicht war es anfangs nur
Pavel´s
Hauskater.
Wir
planen heute den Abstieg. Schlechtes Wetter kündigt sich diesmal mit
Ernst an.
In fünf Stunden steigen wir über restliche Schneefelder mit
Enzianblumen quer
durch Tiger-, Bären- und Wolf-verseuchtes Gebiet ab in die Niederungen
der
Zivilisation. Unten erwartet uns schwüle Hitze mit Zikadengezirpe. Oben
auf dem
Kamm sind fette Wolken zu sehen. Donovaly dürfte schon im Regen stehen.
Das
erste Dorf empfängt uns mit einer Bushaltestelle. Wir liegen im Gras
und warten
auf den Bus als völlig unbekümmert eine Schafsherde getrampelt kommt
und die
leckersten Gräser um uns herum abfrißt. Von Brezno gehts per Bus nach
Telgart.
Es ist immer noch ein Wunder, wie gut die Busverbindungen in der
Slowakei
funktionieren.
Angekommen
in Telgart in unserer Pension Zubrovica fällt der Beschluß: Morgen am
Freitag
ist Sanatorium angesagt. Wir Geschundenen brauchen dringend der Pflege.
Freitag ,
12.6.2009 (Badetag)
Tomas
weiß aus Erfahrung, daß ein Heilbad zur Heilung aller Krankheiten in
der Nähe
von Poprad ist. Ein kleines Problem haben wir allerdings. Oder ein
großes. Wo
kriegen wir eine große Badehose XXXL für Mirko her ? Für uns vier
Schmalhanseln
ist schnell eine Badehose desgleichen Typs und Farbe gefunden. Wir
sehen aus
wie ein schwuler Partnerklub in unserer rotblauen Badehosenuniform.
Nach dem
Abklappern des siebenten oder zwölften Textil-oder Sportladens findet
Mirko
eine Unterhose oder Sporthose in Triple-Ex-EL wie die Verkäuferin sagt,
die als
Badehose durchgeht. Eine Stunde später liegen wir im heilenden Heilbad
mit
warmen schwefelriechenden Wassern. Dort bleiben wir auch mindestens
fünf
Stunden unter Vermeidung körperlicher Anstrengungen liegen. Maik steigt
am Ende
vollständig genesen aus dem Wasser des Jungbrunnens. Überschüssig
empfangene
Heilkraft kann er hiermit extern an Bedürftige verteilen. Anfragen
unter: siehe
Kontakt.
Wir
steigen aufgeweicht wie Kaugummi und im Aussehen wie Michelin-Männchen
aus dem
Wasser der Heilung. Der Abend klingt bei einem ordentlich (eben
fachmännisch-zünftig) entfachten Lagerfeuer vom Sohnemann des
Pensionswirtes
auf dem Hof der Pension aus.
Samstag,
13.6.2009
Die
Heimfahrt druch Polen zurück nach Deutschland verläuft glatt. Kleiner
Lacher am
Schluß: Mirko meint, am besten lernt man ein Land beim Einkaufen
kennen. Da er
als Kassenwart noch ein paar Zloty im Beutel hat, wird nach dem Tanken
noch der
Kaufland-Supermarkt (sprich: Kaufffflandt) im polnischen Städtchen
Sowieso
angesteuert.
Tomas
kauft einen Becher Joghurt von der Lieblingssorte, die sein Sohn mag
und den es
nur in Polen gibt. Mirko nimmt ein Bier mit, Maik ein Bier, Olaf ein
Trinkjoghurt zum Ex-Trinken auf dem Parkplatz und Thomas ein EIS ! Aus
der
Werbung und darum billiger wohl. Es war aber das falsche Eis. Die Kasse
verlangt zwei oder drei Zloty mehr als wir haben. Umtauschen Euro in
Zloty geht
schon allein der Gebühren wegen nicht. Also Kasse sendet Alarm an
Chefin des
Kauflandes. Die Schlange hinter uns wird länger. Der ganze Laden steht
still,
wegen zwei Zloty.
Ohne
weitere Zwischenfälle kommen wir dann vier Stunden später in
Deutschland an.
Fazit
der
ITRT-Wanderung:
Sich
so
zu schinden, hat sich wieder einmal gelohnt. Wir hatten teilgenommen am
richtigen Leben und können jetzt wieder in die Belanglosigkeiten des
Alltages
abtauchen.
Olaf
Braun
|