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2011 Isergebirge - Riesengebirge
 

ITRT 2011

-- 150 km Tour 2 Gebirge komplett --

Start: 19.06.2011 - 26.06.2011
Ziel: Hejnice
Teilnehmer: Tomas,Mirko,Olaf,Thomas,Maik,Gerd,Jörg

 Bilder


Sonntag, 19.06.2011

Nach zwei Jahren war es wieder so weit.

Nachdem wir 2010 innegehalten hatten und es bestenfalls auf eine Reise in uns selbst gebracht hatten, brach unser ITRT Geist aus seinem Kokon aus. Wir waren wieder reif für eine Wanderung.

Durch eine Neubesetzung der Funktion des Verkehrs- und Reiseministers mit Thomas Grundmann konnte die Planung auf ein neues Niveau gehoben werden. Diese Aufgabe hat Thomas mit Bravour gelöst. Nicht nur, dass er mit Reiseführerbuch, Landkarten, ausgedruckten Routenvorschlägen ausgerüstet war, nein. auch Satellitenfotos mit bester Auflösung verhalfen uns später im Gelände zu guter Orientierung. (Gepflegte Verbindungen zum amerikanischen NSA sind etwas wert :)

(Sollte die nächste Tour auch so gut geplant werden, ist wohl ein neuer Ministerposten fällig. Anm. Mirko)

Mit einer in der Tiefe ausgearbeiteten Reiseplanung trafen wir uns also auf der Autobahn bei Oberlichtenau im OLI-Park und konnten uns schon während der Reduzierung von Gerd’s Vorräten (gut abgehangene Weimarer Wurstwaren) an auf uns zukommende Wetterunbilden erfreuen. Auf unserer Weiterfahrt Richtung Görlitz tat ein Rastplatzaufenthalt Not. Maik musste seine Hopfenlimo entsorgen. Deshalb wollten wir den letzten Parkplatz vor der Grenze zum Pausieren nutzen. Mirko hatte unterwegs erzählt, dass er sich zum Öffnen des Tankdeckels seines feuerwehrroten Audi 80 immer in den Kofferraum beugen muss um dann in einen Schlauch zu blasen. Das wollte ich nicht glauben. Darum demonstrierte Mirko das auf dem besagten und fast komplett leeren Parkplatz. Wir standen dabei alle laut schallend lachend um den Audi herum, als ein Polizist langsam auf unsere Gruppe zugeschlendert kam. Ich dachte mir, der will auch teilhaben an unserem offensichtlichen Lachanfall.

Irrtum! Guten Tag die Herren, kam es vom Gesetzeshüter. Nun Bürger, was haben wir denn falsch gemacht? So die Frage. Wir gucken links, rechts, dann auf den Straßenbelag. Oh, da war ein Behindertenzeichen aber kaum noch erkennbar. Woran erkennt man einen Behindertenparkplatz, so die neue Frage. Wir: Am Schild. Richtig. Und wenn kein Schild da ist, woran noch? Schweigen. Na, am abgesenkten Bordstein! Und woran noch die Herren ? Schweigen. Na, an der viel breiteren Parkmarkierung, die auf die Straße gemalt ist. Meine Herren, so der Polizist, das wären 2 mal 35 Euros gewesen. Dann parken sie mal schnell um. Gesagt getan.
(Das Thema werden wir aber an sachkundiger Stelle bei D.v.d.L. nachprüfen lasssen)

Wir planen, die gesparten 70 Euros am Abend beim Diner in Tschechien umzusetzen, also zu Umsatz des Gastwirts unseres Chateaus oder Hostinec zu machen. Die 70 Euro waren als verlorene Masse zu betrachten.

Vor lauter Lachen und Gequassel im Auto verpassen wir natürlich die Abfahrt Görlitz und fahren dann eben über Polen nach Zgorzelec, parken die Autos dort ab und laufen auf der sogenannten Friedensbrücke über die Neiße nach Görlitz in die Altstadt.
Görlitz ist auf jeden Fall eine Reise wert. Die Altstadt und die Gaststätten sind Sonntagmittag alle voll. Das wäre so in Chemnitz nicht erlebbar.

Der Gang von Ost-Görlitz (Zgorzelec) nach West-Görlitz bringt mich in ein Gefühl wie: So muss das jemand gefühlt haben, der vor dem Mauerfall von West-Berlin nach Ost-Berlin kam. Man sieht, dass die Brüder und Schwestern mit dem großen Portemonnaie in Zgorzelec nicht vorhanden waren und sich jetzt die ersten großflächigen interessanten Aufhellungen am Stadtbild zeigen.

Dann fahren wir weiter durchs Länderdreieck Polen, Deutschland, Tschechien und landen dann auf dem Autocampingplatz Hejnice.
http://autokempink-hejnice.e-camping.cz/

Hejnice (ehemals Hainsdorf) ist ein schönes Städtchen in herrlichem Panorama des Isergebirges (Jizerka) eingepackt. Was auffällt ist die sehr große barocke doppeltürmige Kirche. Wir besuchen das Gotteshaus. Es ist sehr gut renoviert und prächtig ausstaffiert. Die große Pracht will vom Kopf her nicht passen zum kleinen Städtchen, bis dann Aufklärung naht. Das Kloster Hejnice ist seit 1200 rum Wallfahrtsort und noch heute kommen rund 120.000 Wallfahrer pro Jahr um der Maria Heimsuchung zu fröhnen.

Danach wandern wir zum Campingplatz zurück und beziehen unsere zwei Hütten. Wir teilen uns regional auf in Gläubige und Ungläubige, ach nein, in die Thüringer Hütte und die Sachsenbaude.

Frau Micikova ist die amtierende Leiterin des Zeltplatzes und spricht einen schönen Deutschdialekt. Ist das das alte Sudentendeutsch, wo Hütte noch Hitte heißt? Sie fragt uns nach unserem Ziel und erfährt, daß wir komplett durchs Isergebirge und dann durchs Riesengebirge marschieren wollen. Und das Tagesziel für morgen? Wir sagen: Jizerka, die Spitze vom Isergebirge.

Och, sagt Frau Micikova, das ist nicht weit. „Frieher als wir noch samstags arbeiten mussten, da bin ich mit meiner Mama Samstag nach Mittag dort jedes Wochenende hoch gelaufen. Mein Onkel hat dort oben in der Hitte gekocht. Das is nich weit“. Und wir dachten, sie waren Nachmittag dort.

Gutgläubig wie wir sind, nehmen wir das für bare Münze. Der Abend ist ran und wir hungrig, Ab geht’s in die Gaststätte, die sie uns empfehlt: Das Jedelniky Dum, das Arbeiterhaus, wenn man es übersetzt.

Das Abendessen wird von Tomas zentrokratisch festgelegt. Smazeny Syr s Hranolky (panierter frittierter Emmentaler mit Pommes) für alle! Fertig!

Der Abend wird lang und schön.

Montag, 20.06.2011

Dem Morgen graut, als wir aufstehen und zum Waschzuber gehen. Frühstück ist getan, dann werden die Rucksäcke auf den definitiven Abmarsch vorbereitet. Überflüssige Gerätschaften, Klamotten, Tropenhelme und Eisgrödel werden im Basiscamp gelassen.

Danach beginnt der Aufstieg ins Isergebirge und … der Regen. Feiner Landregen. Also Rucksäcke runter, Regenjacken und Ponchos ausgepackt, uns verhüllt und aufwärts geht’s. Nach langem Aufmarsch kommen wir zu den Nuss-Steinen, die wir auch besteigen (siehe Fotos) Der feine Landregen wurde ersetzt durch scharfen kalten Wind.

Weiter geht’s die Berge rauf, rauf, rauf. Wir pausieren und Gerd erzählt einen Witz.

Zwei Wanderer gehen durch den Wald, da steht plötzlich ein großer Bär und brummt. Der eine Wanderer packt schnell seine Turnschuhe aus. Der andere Wanderer sagt: Ach, lass, der Bär ist sowieso schneller als wir rennen können.
Sagt der erste darauf: Ja ich weiß, Hauptsache ich bin schneller als Du.

Alles lacht. Eben wahre Freunde…

Am Nachmittag kommen wir aus dem Wald auf die Hochebene von Jizerka. Das Dorf Jizerka sollte man sich besser vorstellen als eine Ansammlung von zwanzig Häusern verteilt auf einer Fläche, ein mal drei Kilometer. Die erste Anfrage (von Tomas in reinstem Tschechisch) wird vom grasmähendem Pensionsbesitzer mürrisch oder zumindest lustlos beantwortet: „Vorher angerufen bei Frau? Nein? Na da geht nichts“. Auch eine zweite und dritte Anfrage woanders endet erfolglos. Jörg wird leicht nervös. Er fabuliert von Waldschlaf auf feuchtem Moos uns zweifelt die Geistesklarheit der Organisatoren an.

Im Pansky Dum, dem angeblich teuersten Haus, so einer der vorher befragten Nachbarn, werden wir dann fündig. Die verwalten nämlich das nachbarliche Haus, die Pyramida, keine 50 Meter entfernt vom Pansky Dum. Die vorherige Nachfrage im Pyramida hatte ein klares Nein ergeben. Jedenfalls: die nette Rezeptionistin vom Pansky Dum befand, daß wir Quartier in der Pyramida haben können (gegen geringes Entgelt versteht sich).
http://www.ceskehory.cz/ubytovani/hotel-pansky-dum-jizerka.html

Der Abend endet in Vorsuppe und Hauptgang plus einer Bierverkostung in Höhenluft. Als sich die offizielle Schließzeit (22 Uhr) nähert, bietet uns der Wirt an, mit unserer „last order“ in den Salon

umzuziehen. Das ist ein schönes Angebot des Wirtes, der uns ansieht, daß wir zwar müde und leicht ausgezehrt sind aber noch nicht schlafen gehen wollen. Es ist auch eine dankbare Aufgabe für Jörg, der versucht, die Heizungsanlage des Raumes (oder etwa des Hauses (?) zu optimieren)

Durch diesen Komfort verpassen wir leider einen Besuch beim berühmten Misthaus.
http://ruessel.in-chemnitz.de/misthaus/

Geschichten zum und über das „Misthaus“ von Gustav Ginzel, hier mit Heinz Eggert, ehemals sächsicher Innenminister
http://www.radio.cz/de/rubrik/kaleidoskop/das-misthaus-...

Dienstag 21.06.2011

Nach einem opulenten Frühstück bekommen wir am Bach entlang einen gelungenen Start hin. - In den Regen. Der endet aber schnell. So kommen wir über die Brücke nach Orle / Carlsthal. Das ist eine Dreihäusersiedlung und war über zwei Jahrhunderte lang eine Glasbläsermanufaktur, die zeitweise mit hundert Arbeitern besetzt war. Das müssen goldene Zeiten für die ansonsten armen Bergbewohner gewesen sein. Das Glas von Carlsthal galt bei der Weltausstellung in London als das Besondere. Berühmt sind die Millefiori-Glastechniken .

Darauf nehmen wir die Wanderung in Richtung Harrachov auf, verbunden mit einem steilen Abstieg. (Natürlich ahnt jeder: Steiler Abstieg, na, da wartet dann doch ein glücklicher Aufstieg, natürlich steil wie eh und je, so wie wir es lieben)

Der Abstieg wird aber versüsst bzw. verwässert. Wir kommen am Wasserfall des Flusses Cerna Desna mitten im Wald vorbei. Als wir aus dem Wald treten, stehen wir am Bahnhof von Harrachov, genannt Osada Mytiny. Früher waren das die sogenannten Strickerhäuser. Dieser kleine Flecken wechselte bei Kriegsende gleich dreimal den Besitzer. Nach den Deutschen, kamen die Polen aber ein paar Monate später waren die Tschechen die neuen Bürgermeister.

Unten im Tal fällt der Raucherfraktion ein: Mensch, Inhalationsmittel werden knapp. Also sitzen die Nichtraucher, nehmen eine längere verdiente Pause, während sich die Qualmisten bis zur nächsten Tankstelle oder was weiss ich bemühen. Weiter ortsaufwärts in Harrachov kommen wir in Versuchung, herauszufinden, ob die Seilbahn die auf den in Sichtweite greifbaren großen Hausberg von Harrachov führt, uns ein paar Höhenkilometer abkürzen könnte. Glücklicherweise stellt sich heraus: Der Berg ist zwar hoch, noch gar nicht so hoch wie der Berg, auf den wir rauf müssen, aber: jener Berg führt in die absolut falsche Richtung. Was für ein Glück für Mirko, der schon auf den höchsten Bergen Osteuropas gesichtet wurde aber für keinen Kreuzer über einen zwei Meter hohen Schwebebalken balancieren geschweige denn eine Seilbahn benutzen würde.

Also entscheiden wir: der Einwurf eines kleines Stehbanketts kommt vor dem Aufstieg. So landen Klitscher, Speckacki-ähnliche Würste und Cheeseburger-Weichhaufenhügelgefülltwasfürdingsdadinger in unseren Mägen. Danach beginnt der Aufstieg… und der Regen. Oder besser; der Regen beginnt, als wir im Mumlava-Tal die letzte Touristenhütte passiert haben und nun der lange, lange Aufstieg zur Vosecká Bouda (Wossekerbaude) beginnt.

Jörg verliert zum wiederholten Male seine am Rucksack baumelnden Sandalen. Diesmal bleiben sie trotz Zurücklaufens aber verschollen. Und stimmt's Jörg, Du hättest die Sandalen gebraucht, damit Du in dieser Zeit Deine transpirativ-olfaktorischen Duftschwaden zur Bekämpfung der Mücken und Wadenbeißer benützen könntest. Wenn das denn helfen würde.

Mirko trifft als erster dort ein und muss ein Schild lesen auf dem steht: ab 17:00 Uhr geschlossen.
Zum Glück ist es erst 17:50 Uhr!

Nachdem die Sprachgewandten angekommen sind, erklärt der Wirt, dass eigentlich schon geschlossen ist. Den dazukommenden Sohn kann Tomas von unserer Notlage und den uns   belastenden Kronenballast überzeugen und die Tore öffnen sich für uns. Am Abend ist die Bude, äh Baude dann sogar „richtig voll“, der Restaurant-Saal „halb voll“ und die Kellnerin hat gut zu laufen. Sie warnt uns auch, daß um 22 Uhr der Generator abschaltet. Das tut der auch pünktlich und sofort ist der Fernseher im Vorraum tot und die Fangemeinde von Wirt, Personal und einigen Gästen nimmt klaglos das Ende vor dem Ende der Soap-Opera in Kauf.

Zuvor fand noch ein schönes Spiel statt. Dem Gastwirt gab ich ein Geduldspiel, bei dem man durch Überlegen den Trick findet, wie der Quarter-Dollar aus der Scheibe ohne Gewalt und Hilfsmittel heraus zu bekommen ist. Der Wirt war auf mehrere Quarter-Stunden beschäftigt, so wie zuvor die anderen Wanderkameraden. Einzig Thomas konnte das Problem rein wissenschaftlich angehen und so die Lösung finden.

ITRT2011Quarter      Bestellungen können beim Schreiber abgegeben werden.


Die Nacht bietet diesmal eine besondere Klangeinlage. Mirko trompetet in langen Tremolos durch den Hals. Alle anderen sechs Schlafsaalaspiranten bestätigen das am nächsten Morgen, so ein fremdes Töneln bei Mirko in dieser Qualität noch nie gehört zu haben. (Es war wirklich kein gewöhnliches Schnarchen oder Sägen wie sonst)

Mittwoch 22.06.2011

Das ist der Tag, an dem wir auch an die Quelle wollen, die Elbquelle (labe pramen). Je dichter wir an die Quelle kommen, um so mehr und dichter werden die Touristenströme. Irgendwo muss eine Seilbahn oder Busstation in der Nähe sein. Die Elbquelle ist schnell abgehakt. Das schönste Objekt dort ist die kunstvoll aus einem Baum geschnitzte Frauenfigur, die dem hässlichen Betonring = Elbquelle auf jeden Fall die Schau stiehlt. Für die Geschichte mit den Kamelen – hier nachlesen (den Link habe ich entfernt, einfach mal nach Elbquelle und Kamele suchen.

Als wir in Richtung Elbbaude gehen, beginnt starker Regen. Elbbaude ist eine Untertreibung. Sie ähnelt von aussen einem Plattenbau im Chemnitzer Heckert-Gebiet. Dieser Eindruck vervollständigt sich beim Besuch der gastronomischen Einrichtungen, die in Aussehen und Angebot an ein VZ (Versorgungszentrum) aus DDR-Zeiten erinnern. Die Krönung des ganzen ist, dass man fürs Pinkeln auch noch bezahlen soll! Fazit: nur geeignet als Unterstand bei schlechtem Wetter, sonst nichts!

Danach gehen wir weiter, wir steigen mit einem Schritt über die Elbe, die hier nur 30 Zentimeter Breite misst und weiter geht’s auf den Kamm. Der Regen hört auf und wir sitzen dann an den Mannsteinen, einer Felsenformation und machen Land- und Nabelschau.

Nach den Mannsteinen tippen wir darauf, dass die nächste auffällige Felsenformation Frauensteine heißen wird. Tut´s aber nicht: Es sind die Mädchensteine.

Der Abstieg in den Sattel bei Spindlermühlen hält Besonderheiten parat.

Schon oben am Gipfel hatte Maik plötzlich leise geflucht und hielt plötzlich seine Schuhsohle in der Hand. 30 Zentimeter Gummi, die ihn eigentlich durchs Gebirge tragen sollten. Nun lag der Gummi zur Besichtigung aller auf der Hand. Schöne Sch… und da oben fährt ja kein Bus.

Mit Panzerklebeband wird die Sohle wieder an den Ledertorso in mehreren Bahnen geklebt und das Gesamtkunstwerk sieht auch fast wieder aus wie ein Bergwanderschuh. Als wir die Baude „Dependance“ passieren, lautmale ich und sage zu Mirko, das ist die Bude Deppen- Dance. Mirko: nein, Deppen-Tanz. Maik läuft hinter Mirko und wird von ihm empfangen mit dem saftigen Spruch:  Maik, hier in der Baude Deppen-Tanz kannst Du jetzt mal eine lockere Sohle aufs Parkett legen. Leider ist und bleibt die Baude „Dependance“ geschlossen und Maik's Sohle ab.

Weiter geht es und da die Baude Petrova geschlossen, verlassen und dem beginnenden Verfall preisgegeben ist, biegen wir ab und kommen zur Moravska Bauda (Mährische Hütte). Die erweist sich als goldener Treffer. Der Moravska Bauda wird von uns auch später der Goldene Gusto verliehen. Das ist die höchste immaterielle Auszeichnung, die ITRT den Gastgebern, Waldhütten, Blockhäusern zu vergeben hat.

Wir finden dort Pivo, leckeres Abendbrot und Unterkunft. Nach dem Abendbrot werden die Berge schön beleuchtet. Ein Gewitter (Burka) geht los. Die Blitze sind manchmal so nah oder so stark, daß Blitz und Knall eins ist und sich das alles wie eine Explosion anfühlt. Das muss so beeindruckend sein, dass nicht nur wir unterm Haustürdach sondern auch der Wirt, Koch und Kellner aus der offenen Garage dem Spektakel zuschauen. Alle sind also begeistert. Nur Gerd nicht. Seine Wanderschuhe stehen zur Belüftung auf dem Fensterbrett und sind nun voll bis zum Eichstrich. Mehr geht wirklich nicht rein. Der arme Kerl. Nicht nur, daß Gerd eine offene Blase groß wie ein Zwei-Euro-Stück an der Ferse hat, nein, nun hat er auch noch quitschnasse Knobelbecher an den Füßen. Zum Glück hat er eine Vakuumsohle. Solche Prüfungen werden eigentlich nur Navy Seals (den amerikanischen Ledernacken) auferlegt und dafür scheinen wir doch schon etwas zu alt. Oder?
                                      

Donnerstag 23.06.2011

Nach dem Aufbruch gehen wir durch den nassen Wald, dann den Grenzpfad immer weiter bis zum Gipfel.  Nachdem wir uns von zwei attraktiven Wandergesellinnen fotografieren lassen, trennen sich unsere Wege. Die V-Abteilung ( V für Vorhut? oder Versehrte? ) mit Gerd, Mirko und Maik dem Halbbesohlten bleibt auf dem Kamm und geht in Richtung Schneekoppe. Dort wollen wir uns wiedertreffen. Zur Sicherheit werden noch einmal die Telefonnummern abgeglichen.

Thomas G. hat eine Abstecher-Route zu den beiden Bergseen geplant. Wir, die andere Gruppe mit Thomas, Tomas, Jörg und Olaf, laufen auch schön bergab, bergab, bergab. Den längst erwarteten Abzweig zum See finden wir nicht. Dafür sind wir fast am Sockel des Berges und gehen den schön gepflasterten Hauptweg den Berg wieder hoch und finden den See. Der Anblick entschädigt.

Die V-Abteilung hatte schon fünf Minuten später einen 1A-Blick auf den See. Nun, man kann nicht alles haben. Weiter geht’s dann bergauf, zurück zum Kamm und dann bleibt uns ja noch der Aufstieg zur Schneekoppe, mit 1.602 Metern der Klimax unserer diesjährigen Wanderung.

Die besagte V-Abteilung liegt schon im Gipfelgras und sieht genüsslich zu, wie der Rest von uns sich hochhechelt. Das Bier dort oben kostet soviel wie beim Münchener Oktoberfest und schmeckt darum nicht sonderlich. Dafür ist die Aussicht nach Polen und Tschechien phantastisch.

Dort oben treffen wir eine Gruppe von Artverwandten. Eine Gruppe von drei Dresdnern mit T-Shirtaufdruck: Erste böhmische Bierwanderung. Die drei Kerle sind mit dem Fahrrad auf der Schneekoppe. Der Witz daran: Das Fahrrad kann man dorthin nur getragen haben. Vielleicht war die Unterhaltung daran schuld, jedenfalls als wir absteigen (heftige Treppenstufen, Medizin für Knie, wenn keine Lekki-Wanderstöcke zur Hand) und die erste und einzige Baude auf der Bergflanke erreichen, sitzt schon eine polnische Wandergruppe im Gastraum bei Bier und Brot … und hat alle Betten gebucht. Also weiter nach einem kühlen Blonden, der Schweiß bleibt ohnehin im Gewebten stehen. Das Ziel heißt Mala Upa (Klein Aupa)

Auf der Straße von Mala Upa suchen wir gerade das Haus Drushba, die uns empfohlene Hütte. Ein schon sehr altes Gebäude war es nicht und auch voll. Da nimmt Tomas eine vor ihrem Haus mit Namen Schnuckilutschka kehrende Person wahr. Die Anfrage auf Ubytovani wird positiv beantwortet und so sind wir wieder mal versorgt. Eine weitere Frage nach gut und günstig essen wird auch prompt beantwortet. Und so gehen brav dort hin und beweisen längeres Sitzfleisch. Das kurbelt auch schön den Getränkeumsatz an. Das haben wir uns aber wirklich verdient! Unsere Vermieterin findet sich ebenfalls am Abend ein und sitzt dort längere Zeit mit der Chefin beim Plausch. So klären sich für uns uns wenigstens gleich lokale Verwandtschaftsverhältnisse und/oder Geschäftsbündnisse auf.

Freitag 24.06.2011

Die Rückfahrt mit dem Bus nach Hejnice beginnt. Da Bus- und Bahnverbindungen in Tschechien als hervorragend im Vergleich zu Deutschland zu bezeichnen sind ist nach zwei Umstiegen auch Liberec am Nachmittag erreicht. Wir sind quasi am Fuß von Riesen- und dann Isergebirge zurückgefahren.

Als wir abends auf dem Campingplatz Hejnice sitzen, kommt unsere gute Frau Micikova und sagt: „Ach, ihr said schonn da?“

Ja, geben wir ihr schmunzelnd zurück. Wir sind eben auch mal schnell durchs Riesengebirge gegangen, so wie Sie immer samstags mit Ihrer Mutter nach der Arbeit zur Hütte auf die Jizerka gelaufen sind. Frau Micikova lacht verschmitzt. „Jo jo, das stiemt. Aber wir sind ja immer erst am Sonntag zurickgelaufen“
Wir: „Das haben Sie uns aber vorher nicht erzählt“.
Frau Micikova: „Jo, das mus man so sagen“ und lacht.

Nun, am Ende der Wanderung wissen wir: Wegzeiten von Einheimischen genannt, sind mit dem Faktor 3 zu beaufschlagen. Zeit ist eine sehr dehnbare Größe im Riesengebirge. Wir haben herzlich gelacht.

Der Abend endet wieder im Jedelniky Dum, wo wir uns nach der Wanderung als aufenthaltsberechtigt fühlen.

Samstag 25.06.2011

Der Tag der Kultur beginnt. Heute steht Frydlant (Friedland) auf dem Plan. Nicht nur Kultur, nein, Hochkultur ist angesagt. Schloß und Burg der Familie von Waldstein wird besucht, besser bekannt als das derer von Wallenstein. Dank Schiller kennt auch jeder den alten Wallenstein und wenn´s vom Hörensagen ist. Rund zweieinhalb Stunden dauert die interessante Führung durch ein sehr gut erhaltenes und gepflegtes Schloß. Wir werden mit barocken Klängen einer jugendlichen Musikantentruppe empfangen. Zwei verwegene Degenkämpfer in historischen Gewändern versperren uns den Weg, lassen uns aber nach Auskunft der Abkunft passieren. Im Thronsaal empfängt uns dann der alte Wallenstein höchstselbst, der gerade im vollen Ornat über seiner Korrespondenz sitzt. Unser Burgfräulein, die uns durch das Schloß geführt hat, verabschiedet uns auf der Schwedenschanze. Ein Besuch sei jedem Frydlant-Visitanten empfohlen, nebst der Altstadt!
http://www.mesto-frydlant.cz/de/touristik-und-sport/burg-und-schloss-frydlant.html
http://www.mesto-frydlant.cz/de/stadt-frydlant/fotogalerie/wallensteinfest.html

Danach (ver)suchen wir den Weg mit der grünen Markierung. Weil aber teilweise ganze Straßenstücke fehlen, gestaltet sich das schwierig. Das Endzeit-Hochwasser vom Sommer 2010 hat aber ganze Straßenstücke und die meisten Brücken weggespült. Die Suche gestaltet sich schwierig. Wir überquerten den Fluß, wo keine Brücke mehr am Fuße des Wallenstein-Schlosses war, mit leichten Sprüngen über die Steine im Flußbett. Unglaublich und gespenstig sieht eine Flutmarkierung aus. Ein weißer Plastestuhl hängt eingeklemmt zwischen zwei Baumstämmen in ca. 5-6 Metern Höhe über dem jetzigen Flußbett. So irrten wir über private Wiesen, Wälder und Felder und mußten einen Notumstieg am Wehr eines Mühlgrabens machen.

Am Ende des Dorfes erblicken wir eine Gaststätte. Das Schild verrät: originaly cesky traditionlny hostinec. Am Tisch ist dann aber eine original vietnamesiche Bedienung und asitatische Menükarte. Pappesatt gehen wir weiter durchs Dorf und entdecken dann die unglaublichen Spuren der Verwüstung des letzten Sintflut-Hochwassers. Den Bewohnern gilt unser Mitgefühl.

Weiter talaufwärts biegen wir dann nach Lazne Liberwerda (Bad Liebwerda). Das Örtchen ist ein Kurort und schön anzusehen. Von der Ortsmitte führt eine 500 Meter lange Treppe hoch auf den Berg zum Obry Sud (Großes Fass)
http://www.laznelibverda.cz/de/touristeninformation/unterkunft/ob-345-i-sud.html
Dieses Gasthaus wurde in den 30er Jahren in Form eines riesigen, zweistöckigen Bierfasses erbaut. Wir ziehen hier ein Gipfelbier ab und dann weiter in Richtung Campingplatz.

Zurück in Hejnice gehen wir noch mal an der auffälligen Kirche im Ort vorbei. Eine Tafel verrät, daß dies ein Wallfahrerort ist, den die Pilger früher barfüßig ansteuerten.

Jetzt verstehen wir das. Das war ein Wink von oben!

ITRT2011MaikSchuhe

Maik ist fast ein Barfüßer, siehe Fotos. Maik hat wirklich den letzten Meter, nein den letzten Zentimeter aus seinen vierteljahrhundertalten Schuhen herausgeholt. Das ist eine besondere Erwähnung und Belichtung wert.
Und ITRT hat mit dem Vorstand beschlossen, eine Spende der trekkingaktiven Wanderer zu initiieren, um Maik ein neues Paar Wanderschuhe zu finanzieren, die möglichst bis ans Ende seiner aktiven LAUF-Bahn mit ITRT halten sollten.

Ol Aff
ITRT Amtsschreiber  (auf Bewährung)