Es hält höchste
Belastungen aus, und doch ist kein Gelenk so "zickig" wie das Knie. Bruchlandung
Nach dem heldenhaften Aufstieg und der
Entspannung auf dem Gipfel geht es wieder gen Tal. Behenden Fußes springst du von Stein
zu Stein. Es könnte so schön sein... Doch es kommt anders: Eine unscheinbare Wurzel,
dein Knie dreht sich unter dem Druck des landenden Körpers nach außen. es schmerzt,
schwillt an - dahin ist jede Freude.
Kaum tröstlich: In anderen Sportarten
passiert so etwas viel häufiger. Was die Häufigkeit von Knieverletzungen angeht, ist
Fußball laut Statistik der Sportklinik Stuttgart weit vorn (36 %), gefolgt von Skilaufen
(23%) und Handball (7%). Überhaupt ist das Knie von allen Gelenken am häufigsten von
einer Sportverletzung betroffen (36 %). Bänder- und Meniskusrisse stehen an der Spitze.
Allerdings machen nicht nur akute
Verletzungen "weiche" Knie: Rund fünf Millionen Deutsche leiden unter Arthrose,
einer Verschleißerkrankung, bei der mehr gelenkschonende Knorpelsubstanz ab- statt
aufgebaut wird. Im Falle des Knies, das zu über 70 % betroffen ist, scheuern im
schlimmsten Fall Ober- und Unterschenkelknochen direkt aufeinander und provozieren üble
Schmerzen. Die Ursache für eine Arthrose sind vielfältig. Dazu zählen Übergewicht
(dauerhafte Überbelastung der Gelenke), Fußfehlstellungen oder X- und O-Beine
(einseitige Belastung der Knorpelflächen) sowie der natürliche , altersbedingte
Verschleiß. Nicht zuletzt leiden auch Vielsportler unter dem vorzeitigen Abrieb des
Knorpels.
Gut geschmiert
Für eine reibungslose Bewegung des Knies
sind gelartige Gelenkknorpel und der faserige Meniskus(knorpel) als zusätzlicher Puffer
also unentbehrlich. Letzterer regeneriert sich aber praktisch nicht von selbst,
"deshalb muss nach einer Verletzung so viel wie möglich davon erhalten bleiben, um
das Arthroserisiko zu minimieren", sagt der Kniechirurg Dr. Dietrich Dressler,
Leitender Arzt der klinik Fleetinsel in Hamburg. Für die Behandlung bedeutet das:
- Kleine Einrisse (im äußeren, besser
durchbluteten Teil der Menisken) sollten mit der Arthroskopie, einem minimalen Eingriff,
genäht werden.
- Ist ein größerer Bereich ausgefranst
oder der innere Teil des Meniskus betroffen, muss dieser meist geglättet werden (zum
Beispiel mit Laser), auch wenn dabei etwas an Substanz verloren geht.
- Bei sehr großen Verletzungen, etwa einem
volständigem Riss, sollte ein Implantat den Meniskus ersetzen (siehe Abbildung). Zwar
musst du dein Bein für 3 Monate weitgehend entlasten und sind erst nach 6 Monaten wieder
belastungsstabil. Doch die Geduld zahlt sich aus, denn "wenn ein weitgehend
zerstörter Meniskus nicht ersetzt wird, läuft man fünfzehn Jahre später auf der
Felge", so Dr. Dressler. Nachteil: Für die Operation musst du tief in die eigene(!)
Tasche greifen (rund 3500 Mark pro Knie).
Rechtzeitig vorbeugen
ist angesagt, wenn du nicht auch ohne
Verletzung in absehbarer Zeit am Stock laufen willst. Und so schonst du die Gelenke:
- Eine gute Oberschenkelmuskulatur reduziert
die Belastungen um rund 30%. Im Fitnessstudio kann man sich kniestabilisierende
Geräte-Übungen zeigen lassen.
- Meide einseitige Fehlbelastungen.
"Tödlich" für den Außenmeniskus ist beispielsweise der Entengang, den du
sicher noch aus der Schulzeit kennst.
- Reduziere Übergewicht
- Bei extremen O- oder X-Beinen kann eine
Achskorrektur sinnvoll sein.
Sollten sich dennoch Beschwerden
einstellen - typisch sind Schmerzen am Anfang einer Bewegung und bei Belastung,
eingeschränkte Mobilität oder geschwollene Gelenke - dann frage deinen Arzt nach diesen
Behandlungen:
- Einspritzen von "Schmiermittel"
(Hyaluronsäure) in den Gelenkspalt. Nachteil: Je nach Wirksamkeit ist eine Auffrischung
nötig. Vorteil: Die Krankenkassen übernehmen die Spritzkur.
- Orthokinbehandlung: Aus Eigenblut wird
Serum gewonnen und ins Knie gespritzt (bremst den Knorpelabbau). Dieses relativ neue
Verfahren kostet rund 1500 Mark.
Besonders wichtig bleibt Bewegung: Bei
rhytmischen Sportarten wie Walken, Schwimmen (außer Brust) oder auch radfahren wird der
Knorpel geschont und gleichzeitig mit Gelenkflüssigkeit umspült - und auf diese Weise
optimal ernährt.
Aber keine Sorge: Wer gut trainiert und
dadurch weniger verletzungsanfällig ist, kann auch weiterhin seinen - vielleicht etwas
weniger kniefreundlichen - Lieblingssport ausüben.
Mirko
Tomczak (frei nach Fit for Fun Juni 2001) |