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2003   Mála Fatra

 

Die Leiden des (nicht mehr ganz so) jungen Steffen

Ich hätte nicht mitgehen dürfen. Aber wenn es gilt Heldentaten zu vollbringen!?
Zilina - eine gute Tat:
Ein armer alter Mann fragt uns nach Geld. Keiner tut was. Ich gehe zum nächsten Geldautomaten und hole Geld. Er bekommt 100 Kronen von mir. Sein Gesicht strahlt, er ist sehr dankbar. Ich deute ihm noch, dass er es nicht versaufen soll. Wie ich beobachten kann, kauft er sich sofort was zu Essen. Ich bin zufrieden mit mir.
 


Fahrt mit dem Bus nach Terchova, kleiner Fußmarsch nach Horne diery zum Einstieg ins Gebirge. Spätfrühstück (Schinken und Eier und Bier) im Hotel Biely Potok- soweit, so gut.
Es geht das Gerücht um, dass wir mehr als 700 Meter hoch müssen. Wir steigen entlang eines Baches, und seinen Wasserfällen nach oben. Rein landschaftlich eine schöne Sache. Schon nach etwa der Hälfte bin ich total fertig. Ich falle zurück, nicht zuletzt auch, weil mich jedes Foto etwa 100 m Wegstrecke kostet. Wo nehmen die bloß diese Energie her? Die Hänge werden schlammig, jeder Schritt will überlegt sein. Ich hab die Schnauze voll. Ich will nach hause. Wozu mach ich diesen Unsinn hier eigentlich. Das mach ich nie wieder mit – so meine Gedanken, die, die ganze Zeit in meinem Kopf hämmern. Allein - umkehren kann ich nicht.

Eins ist seltsam - Mirko ist vorn mit dabei. Bin ich ein alter Sack geworden? Mit letzter Kraft schlepp ich mich auf den Sattel (1500m), ein Teil der Mannschaft liegt schon erschöpft im Gras herum.

Ein paar Idioten (Tomas und seine Jünger) müssen natürlich noch über den Velky Rozsutec (1610 m) rammeln. Ich kann das nicht verstehen, zumal man die schroffen Hänge von dem Ding sehr gut einsehen kann. Normal ist das nicht. Nach einer Stunde sind sie bei uns. Angeblich war es schön. Jedenfalls, dort wo wir liegen ist es schöner. Herrlich Aussichten und Quellen ohne Ende.

Lagerfeuer fällt aus. (Im Nationalpark ist Zelten verboten - Angst.)
Die Nacht wird schweinekalt. Ich denke wir hatten leichte Minusgrade. Mein Schlafsack stellt sich als Fehlkauf heraus. Ich habe alle Klamotten an, die ich mit habe, dennoch friere ich wie ein Schwein. An Schlaf ist nicht zu denken. Früh um 6 Uhr ist allgemeines Aufstehen angesagt. Das kann doch nicht wahr sein! – Ich habe keine Minute geschlafen. Na gut, wenn es halt sein muss. Zur allgemeinen Belustigung fotografiere ich den Morgenschiss von Tomas und mir, natürlich, nachdem ich sie sorgsam freigelegt habe. Man sieht deutliche Unterschiede. Meiner ist dick, dunkel, fest mit strukturierter Oberfläche (Ballaststoffe), kurz – er sieht gesund aus. Tomassens Morgenschiss ist lang und dünn- gerade so, als hätte er sich an einem fetten Dickdarmtumor vorbeiquälen müssen. Auch ist er bunt und klebrig – gekennzeichnet von der ungesunden böhmischen Ernährung (Prinzipal Haluschki ö.s.ä.) – muss man sich das vorstellen als von fettigem Käse gekittete wertlose Nudelmasse mit einem Häufchen ekeligem ausgelassenem Speck - Pfui.

Um 7.00 geht es los. Wir sind in den Wolken. Die Berge und Anstiege vor uns sehen aber nicht ganz so schrecklich aus. Vielleicht geht’s ja heute besser. Es fängt an zu regnen.

Wir sind mitten in den Wolken. Sturmböen wehen über den Kamm. Es regnet von allen Seiten, sogar von unten. All die angeblich wasserdichten Klamotten taugen nichts. Ich bin völlig durchnässt und friere. Der Kamm wird schmaler, ich habe ein Heidenangst, vom Kamm geweht zu werden. Kein sehr ermutigender Gedanke. Tomas spricht was von Kampf gegen die Natur, macht doch Spaß und so'n Zeugs. Ich hab die Schnauze voll, und will nur noch weg von hier. Natürlich ist es wieder sehr anstrengend. Aber das ist jetzt egal. Todesangst treibt mich voran. Der Abstieg zur Hütte ist eine einzige Schlamm-Rutschpartie.
Geschafft! Glitschenass und fertig, aber am Leben. Nie wieder mach ich so ne Scheiße mit!

 

Chata pod Chlebom
Klamotten trocknen, essen und Bier trinken, und ein richtiges Bett herrlich. Hier könnte ich die restliche Woche verbringen. Aber die Kameraden haben böseres im Sinn.
Maik ist im Nebel abhanden gekommen. Man findet heraus, das er in der nächsten Hütte ist. Ein langer Weg, und ganz allein im Nebel – einfach heldenhaft! Ich wäre wahrscheinlich gestorben.
 

 

Wir gehen weiter, besteigen den Velky Krivan (1680m), und dann regnet es schon wieder wie blöd. Man gewöhnt sich. Jörg hat einen Schwächeanfall, kann keine 30m mehr ohne Pause gehen. Tomas und ich bleiben bei ihm. Langsam steigen (rutschen) wir zur Hütte Chata pod Suchym ab. Der Hüttenmann ist ein Arschloch, aber es ist trocken und Warm. Wiedersehen mit Maik.
 

Wir gehen zur Hütte Fatranka. Es regnet. Die Hütte ist voll mit einem Ferienlager, aber Essen steht bereit. Man fährt uns in einem total verrosteten Skoda nach Varin. Beim Anfahren reist es die hintere Sitzbank aus ihrer Verankerung. Und es geht weiter bis das Ding liegen bleibt - Benzin alle. Das nächste Auto kommt. Ich bin bei der ersten Gruppe dabei. Das ist gut. So buche ich im Hotel gleich zwei Nächte, damit die Tomasfraktion gar nicht erst auf dumme Gedanken kommt. Wir verbringen zwei herrliche Tage (Besuch einer Burgruine und kleine Wanderung auf einen Sattel) und schlafen in einem richtigen Bett.

Die letzte Nacht wollen doch die Hardliner tatsächlich noch mal auf einen Zeltplatz (mit Gitarre, Lagerfeuer und so). Nachdem ich eine Stunde bitter gefroren treibt mich die Vorahnung zurück ins Hotel. Ich schleiche mich an der Rezeption vorbei und schlafe in einem herrlich warmen Bett.
Jetzt muss ich sagen, es war eine schöne Woche, wie immer, und nächstes Jahr bin ich natürlich wieder dabei.

Bergkamerad Steffen



Disclaimer: Der hier zu lesende Text stellt Steffens ganz persönliche Eindrücke dar. 
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